Saturday, August 12, 2006

Anlässlich der Eröffnung des "Musée du quai Branly" in Paris zeigt ARTE die achtteilige Dokumentationsreihe "Kunst und Mythos" über so genannte "primitive Kunst". Jeder Beitrag widmet sich einem charakteristischen Kunstobjekt einer bestimmten Kultur, zeigt wie es hergestellt wird und welche Bedeutung ihm beigemessen wird. Außerdem geht die Reihe der Frage nach, welchen Einfluss die Objekte auf die westliche Welt ausübten. Die siebte Folge von Kunst und Mythos untersucht ein geheimnisvolles Bildnis von den Marquesas-Inseln. Die darauf abgebildeten schwarzen und rotbraunen Motive erinnern an Tätowierungen.


ARTE F © Musée du quai Branly/Patrick Gries

Die siebte Folge von "Kunst und Mythos" betrachtet das schematische Bildnis eines menschlichen Wesens, dessen Kopf sich als Relief abzeichnet. Der Gegenstand besteht aus einem Holzgerüst, das mit Rindenbaststoff, Tapa genannt, umspannt ist. Die schwarzen und rotbraunen Motive, die den Tapa bedecken, ähneln Tätowierungen. Das Bildnis stammt von den Marquesas-Inseln, doch über Funktion und Entstehungszeit ist nichts bekannt, und es gibt auch nur noch sehr wenige solcher Bildnisse. Früher waren die Marquesianer, Männer und Frauen, von Kopf bis Fuß tätowiert. Wer nicht tätowiert war, hatte keine Geschichte. Krieger, so heißt es, trugen auf diese Weise ihre Heldentaten zur Schau. Da im Zuge der französischen Kolonisierung Polynesiens das Tätowieren untersagt wurde, gerieten die Motive schließlich in Vergessenheit. Heutige Marquesianer vermuten, dass der Gegenstand Tabukraft besitzt.

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