Tuesday, October 03, 2006

Arte-tv

Dienstag, 3. Oktober 2006 um 21:35
VPS : 21.35
Wiederholungen :
04.10.2006 um 16:05
Das Geheimnis der Buschleute
Deutschland / Australien / Suedafrika 2006, Erstausstrahlung
Regie: Rehad Desai


Der Filmemacher Rehad Desai begleitet in seinem Dokumentarfilm Jan van der Westerhuizen, einen der letzten traditionellen Heiler der Khomani San, einem Volk im Süden Afrikas, in die Kalahari. Hier wächst der Hoodia-Kaktus, dessen Extrakt appetitzügelnd wirkt. Seine schonende Vermarktung könnte dem Volk der Khomani San das Überleben ihrer Kultur sichern.


ZDF © Karl Rutins

Bietet der millionenschwere Markt für gewichtsreduzierende Mittel den Buschmännern der Kalahari eine Chance zur Verbesserung ihrer Lebenssituation? Der südafrikanische Filmemacher Rehad Desai bricht mit seiner Kamera in die Kalahari auf, um die Khomani San in einer Zeit zu begleiten, in der ihre traditionelle Kultur, die seit Jahrhunderten durch koloniale Ausbeutung an den Rand der Existenz gedrängt wurde, für immer verloren zu gehen droht. Die Buschleute sind Jäger und Sammler, sie durchwanderten einst die Weiten der Kalahari. Dabei erwarben sie einen außergewöhnlichen Wissensschatz über Flora und Fauna der Wüste und entwickelten daraus verschiedene Heilverfahren mit Kräutern und Pflanzen. Die global agierende Pharmaindustrie kennt den Wert dieses Wissens und beschäftigt weltweit so genannte Bioprospektoren, die auch als "Goldgräber der Medizin" bezeichnet werden, um sich traditionelles Wissen um die Heilkraft der Natur anzueignen. Die Wirksamkeit des Hoodia-Kaktusses blieb ihnen dabei nicht verborgen. Der Dokumentarfilm stellt Jan van der Westerhuizen vor, einen der letzten traditionellen Heiler der Khomani San. Er präsentiert den Hoodia-Kaktus, einen Appetitzügler, den die Khomani zu sich nahmen, um in schwierigen Zeiten ihren Hunger zu unterdrücken. An ihn knüpfen die Buschleute nun große Hoffnungen. Hoodia-Produkte werden inzwischen weltweit vermarktet. Allerdings scheint nicht in jeder Packung, auf der Hoodia steht, auch Hoodia drin zu sein. Die Hoodia-Pflanze verweigert sich der Massenverwertung. Sie ist rar und wächst langsam. In einem lange währenden Rechtsstreit haben die Khomani als erste Volksgruppe jetzt erfolgreich durchgesetzt, an einem Gewinn durch den Wirkstoffextrakt P57 beteiligt zu werden. Liegt hier die Rettung für eine alte Kultur?

Saturday, August 12, 2006

Anlässlich der Eröffnung des "Musée du quai Branly" in Paris zeigt ARTE die achtteilige Dokumentationsreihe "Kunst und Mythos" über so genannte "primitive Kunst". Jeder Beitrag widmet sich einem charakteristischen Kunstobjekt einer bestimmten Kultur, zeigt wie es hergestellt wird und welche Bedeutung ihm beigemessen wird. Außerdem geht die Reihe der Frage nach, welchen Einfluss die Objekte auf die westliche Welt ausübten. Die siebte Folge von Kunst und Mythos untersucht ein geheimnisvolles Bildnis von den Marquesas-Inseln. Die darauf abgebildeten schwarzen und rotbraunen Motive erinnern an Tätowierungen.


ARTE F © Musée du quai Branly/Patrick Gries

Die siebte Folge von "Kunst und Mythos" betrachtet das schematische Bildnis eines menschlichen Wesens, dessen Kopf sich als Relief abzeichnet. Der Gegenstand besteht aus einem Holzgerüst, das mit Rindenbaststoff, Tapa genannt, umspannt ist. Die schwarzen und rotbraunen Motive, die den Tapa bedecken, ähneln Tätowierungen. Das Bildnis stammt von den Marquesas-Inseln, doch über Funktion und Entstehungszeit ist nichts bekannt, und es gibt auch nur noch sehr wenige solcher Bildnisse. Früher waren die Marquesianer, Männer und Frauen, von Kopf bis Fuß tätowiert. Wer nicht tätowiert war, hatte keine Geschichte. Krieger, so heißt es, trugen auf diese Weise ihre Heldentaten zur Schau. Da im Zuge der französischen Kolonisierung Polynesiens das Tätowieren untersagt wurde, gerieten die Motive schließlich in Vergessenheit. Heutige Marquesianer vermuten, dass der Gegenstand Tabukraft besitzt.

Friday, August 11, 2006


Als nächstes gesellte sich Oshun, die Göttin der Sinnlichkeit, zu uns.

Es spricht die Göttin Oshun:

Oh, lass mich dich mit Schönheit beglücken,

damit deine Augen vor Freude tanzen,

lass mich dich mit Düften verführen,

damit deine Nase Lust einatmet,

lass mich deinen Geschmack reizen,

bis deine Zunge bebt,

lass mich dich mit Tönen verwöhnen,

die deine Ohren zum Singen bringen.

Lass mich deinen Körper berühren

mit der Musik eines Wasserfalls

und deine Schönheit veredeln

mit goldenem Schmuck, mit Honig und Parfum,

erst wenn du alles erlebt hast,

wenn all deine Sinne sich im Spiel erfreut haben,

erst, wenn dein Geist, der von den Sternen kommt,

und dein Körper, der von der Erde ist,

in Glückseligkeit verbunden sind,

wirst du wissen, was Sinnlichkeit ist!

Mythologie

Oshun, die brasilianische Macumba- Göttin des Wassers von Flüssen, Strömen, Bächen- ist für ihre Liebe zu schönen Dingen bekannt.

Sie liebt es sich zu schmücken, ganz besonders in den Farben Gold und Gelb.

Bei den für sie an Wasserplätzen gefeierten Ritualen wird sie mit Honig und Kupferpfennigen geehrt.

Ihre Halskette aus Kaurimuscheln symbolisiert ihr großes Wissen und ihre Kraft als Göttin der Weissagung.

Monday, July 24, 2006


Eine von vielen
Dokumentarfilm, Deutschland / Frankreich 2001, Synchronfassung, ZDF
Regie: Jo Béranger, Doris Buttingnol


Von 1879 bis 1970 wurden Kinder indianischer Familien auf Anordnung der kanadischen Regierung in Heime gesteckt oder zur Zwangsadoption freigegeben, um sie zu "zivilisieren". Der Film begleitet Sally Tisiga, eine junge indianische Frau, auf ihrer schmerzhaften Suche nach ihrer persönlichen Vergangenheit und der Vergangenheit ihres Volkes.


ZDF © Privatfoto Sally Tisiga

Fast 100 Jahre lang - von 1879 bis 1970 - wurden Kinder indianischer Familien auf Anordnung der kanadischen Regierung zur Adoption freigegeben oder in Internate gesteckt und dort erzogen. Kanada folgte damit dem Beispiel der Vereinigten Staaten. Eine "beschleunigte Zivilisation" sollte stattfinden. Ziel war es, Einfluss auf das Leben in den Reservaten ausüben zu können. Mit missionarischem Eifer suchten Lehrbeauftragte und Vertreter der Kirchen Umerziehungsmaßnahmen durchzusetzen. Die Kinder wurden so früh wie möglich von ihren Eltern getrennt, um die besten Erfolge zu erzielen. Den Eltern wurde mit Gefängnisstrafen gedroht, wenn sie sich den Anordnungen widersetzten. Geprägt von christlichen Moralvorstellungen fand eine gründlich durchdachte Umschulung statt. Nur seltene und kurze Treffen mit ihren Familien waren erlaubt, so dass es bald keine Verständigungsbasis zwischen den Kindern und ihren Eltern mehr gab. In den Adoptivfamilien und besonders in den Heimen wurden die Kinder und Jugendlichen misshandelt und oft sexuell missbraucht. Sie waren Menschen zweiter Klasse, heimat- und wurzellos, sie wussten nicht, wohin sie gehörten und wer sie waren. In den 60er Jahren wurden die Schulen endlich geschlossen, da diese Institutionen zunehmend in die öffentliche Kritik gerieten. Einige Richter sprachen von einem "kulturellen Völkermord". So kam es, dass Hunderte von jugendlichen Indianern plötzlich auf der Straße standen, niemand fühlte sich verantwortlich für ihre Zukunft. Der Film begleitet Sally Tisiga, eine junge indianische Frau und Mutter aus dem Reservat von Lower Postin Yukon. Sie war vier Jahre alt, als sie auf polizeilichen Befehl von ihrer Mutter getrennt und aus dem Reservat abtransportiert wurde, gemeinsam mit vielen anderen Kindern. 1992 begann sie nachzuforschen und ihre Familie zu suchen - eine lange und schmerzliche Reise, die von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft geht. Sie hat eine Initiative gegründet, ein Informationsnetzwerk, das sie mit dem Camping-Wagen in viele abgelegene Gebiete führt. Sallys Reise zeigt auf allen ihren Abschnitten und Stationen auf, wie sehr der Verlust der eigenen Kultur, der eigenen Identität, tiefes Leid über ihr Volk gebracht hat. Aber auch, wie Hoffnung, das Heilen der seelischen Wunden notwendig ist, besonders für die künftigen Generationen.

Saturday, May 13, 2006


Die Welt der Maya

Maya: das klingt nach Altertum, Geheimnis, Vergangenheit. Aber die Kultur der Maya ist nie untergegangen. Sie ist höchst lebendig. Über 8 Millionen Nachfahren der Bauherren grandioser Tempel- und Pyramidenanlagen leben heute im Süden Mexikos, in Guatemala und Belize.
Am Atitlan-See im guatemaltekischen Hochland verehren die Menschen "Maximon", eine bunt angezogene Puppe: ein Heiliger, in dem sie die Wiederverkörperung eines alten Maya-Gottes sehen. Eine Gottheit, die immer eine brennende Zigarre im Mund haben muss, der die Pilger zudem Schnaps und Geld als Opfergaben darbieten. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan, dem Ursprungsland der Maya praktizieren Schamanen ihre jahrhundertealte Heilkunst, sind spirituelle und religiöse Führer. Im Bergland von Chiapas pflegen Frauen die Webkunst weiter. Die Gewänder und Trachten sind von hoher künstlerischer Qualität und unverzichtbar für die indianische Identität. Die Märkte ein Farbenrausch.

Maya: das heißt fortlebende Tradition. Auch wenn der Alltag oft von Armut und Unterentwicklung geprägt ist. Die junge Generation der Maya ist selbstbewusst und will die eigene faszinierende Kultur bewahren und fortentwickeln.

Sunday, April 23, 2006





Magische Welten: Shangri La - Spurensuche in Tibet

Relikte der Bönreligion

Uralte Weltanschauung in Tibet

In der Ferne, am Horizont beginnt Tibet, eine andere Welt. Liegt irgendwo in dieser Gebirgswüste Shambala, der Sehnsuchtsort von Abenteurern und Gläubigen? Der Lama des Yalbang Klosters hat Baumann von einer Prophezeiung berichtet.

Gleichgültig ob Shambala ein Ort irgendwo auf diesem Planeten ist oder nicht, er kann nur von denen gesehen werden, deren Geist rein ist. Die Suche nach Shambala ist eine Prüfung für Geist und Körper.

Der Weg führt durch eine majestätische, lebensfeindliche Bergwelt. Die dünne Höhenluft macht selbst den robusten Yaks zu schaffen. Jeder Schritt kostet hier Willenskraft.

Spirituelle Einheit

Schamanistische Symbole - Yakschädel - sollen die Anwesen im Tal vor Dämonen beschützen. Die Hochebene liegt 4000 Meter über dem Meeresspiegel. Der heilige See Manasarovar bildet mit dem Kailash eine spirituelle Einheit. Bruno Baumann und seine Sherpas steigen in geländegängige Fahrzeuge um. Auf der Hochebene müssen große Distanzen überwunden werden.

Das Kloster Chiu Gompa

In der Nähe des Sees liegt Chiu Gompa. Ein Kloster, das die Geschichte Tibets verändert hat. Hier hat Padhmasambava meditiert und gelehrt, der Mönch, der die Tibeter zu Buddhisten machte. Wenn Bruno Baumann etwas über Shambala erfahren kann, dann in diesem Kloster. Denn von diesem Zentrum des Wissens verbreitete sich der Buddhismus in Tibet. Der Lama verrät ihm, das Shambala das Paradies des Guru Rimpoche ist und weiter westlich liegt

Vorbuddhistischer Glaube

Guru Rimpoche ist der Ehrenname Padhmasambavas. Guru Rimpoche bedeutet: erhabener Lehrer. In einer Höhle des Klosters soll der buddhistische Missionar meditiert haben. Hier hat er die Bergdämonen besiegt, die den Ort bis zu seiner Ankunft beherrschten. So überliefert es die Legende. Mythen über gewonnene Kämpfe mit Zauberern und Dämonen begleiten Guru Rimpoche. Sind sie Hinweise auf geschichtliche Ereignisse, Auseinandersetzungen, Glaubenskriege? Beim siegreichen Kampf mit den Dämonen soll Guru Rimpoche einen Fußabdruck hinterlassen haben. Aber auch von Dämonen finden sich überall Spuren. Halbmond und Sonne, direkt vor der Höhle. Sie waren wichtige Symbole des alten, vorbuddhistischen Glaubens - und wurden wohl gerade deshalb von der neuen Religion übernommen.

Der Fußabdruck von Guru Rimpoche

Bis heute sind diese Glaubensvorstellungen in den Nomadenvölkern lebendig. Sie gehören zu ihrer angestammten Lebensart als Viehzüchter, die sich seit Jahrtausenden nicht verändert hat. Die wichtigste Schrift des tibetischen Buddhismus, die Kalachakra-Einweihung, ist auf geheimnisvolle Weise mit Nomadenmythen verwoben. Wie viel altes, schamanistisches Wissen ist in dem heutigen spirituellen Gedankengut bewahrt?

Legendäres Großreich

Der Kailash, seit Urzeiten heilig, ist das Ziel für Pilger aus vier Glaubensrichtungen. Buddhisten, Hindus, Jainisten und die Anhänger der Bön, einer uralten animistischen Weltanschauung in Tibet. Eine beseelte Natur braucht Vermittler zwischen Menschen und Geistern: die Schamanen. Diese Zauberer wanderten mit den Urtibetern aus Zentralasien ein. Bön wurde zur Religion eines legendären Großreiches, dessen Priester, die so genannten Bönpos, große Macht hatten. Viele Elemente ihrer Spiritualität sind den zentralen Lehren des nachfolgenden Buddhismus verblüffend ähnlich.

Bön-Schrift auf einem Felsen - sie hat ihre Schöpfer lange überdauert.

Es war ein Reich mit eigener Kultur, eigener Schrift. Eine Welt, in der die gesamte Natur beseelt war. Die Bönpriester beschworen Tiergeister mit Tänzen, die bis auf den heutigen Tag aufgeführt werden. Geheimnisvolle Überreste des alten Volksglaubens.

Darboche, der Lebensbaum, die Weltachse, wird jedes Jahr neu aufgerichtet. Auch das ist ein Erbe des Bön. Heute verbindet dieses Ritual Buddhisten mit den letzten Anhängern der animistischen Anschauung

Bestattung zur Bön-Zeit

Ein weiteres Relikt der alten Bönreligion am Kailash ist der so genannte Vajrajoghini Friedhof, ein flacher Felsen, an dem die sterblichen Überreste des Menschen der so genannten Himmelsbestattung überantwortet werden. Diese Art der Bestattung stammt aus der Bön-Zeit. Die Himmelsbestattung hat aber auch praktische Gründe im Tibet. Die Erde ist monatelang gefroren, es gibt kein Holz, um die menschlichen Überreste zu verbrennen, deshalb wird der Körper zerlegt und den wilden Tieren gewissermaßen als letztes Opfer dargeboten. Und der fliegt dann sozusagen im Bauch der Vögel gegen den Himmel

Rund um den Kailash haben Pilger Manisteine hinterlassen, ähnlich den Gebetsfahnen mit heiligen Sätzen oder Silben beschriftet. Zeugnisse der tiefen Spiritualität der Pilger. Den Sechstausender umgibt eine magische Aura, der man sich nicht entziehen kann. 53 Kilometer zieht sich der Pilgerweg um "das große Schneejuwel", wie der Berg von den Gläubigen liebevoll genannt wird. Für sie ist der Riese Mittelpunkt der Erde.

Verzaubert vom Kailash

Auch der damals weltberühmte russische Künstler Nicholas Roerich war verzaubert vom Kailash. Und konvertierte zum Buddhismus. Er unternahm mehrere Expeditionen, malte und schrieb ein Buch über seine Reise nach Shambala. Roerich wurde für den Friedensnobelpreis nominiert. Der Roerich Pakt zum Schutz von Kulturgütern in Kriegszeiten wurde 1935 im Weißen Haus von Roosevelt und Repräsentanten 20 weiterer Nationen feierlich unterzeichnet. Roerich schuf im Abendland den Mythos, der in Buch und Film später Shangri La genannt wird.

Das Kloster Nyenpo

Der russische Künstler hat auch das Nyenpo Kloster direkt am heiligen Berg besucht. Deshalb hofft Bruno Baumann, hier weitere Hinweise über Shangri La oder Shambala zu erhalten. Der Lama verspricht Hilfe, er könne ihm etwas sehr Altes, sehr Wertvolles zeigen. Er führt Baumann in eine Nebenkammer des Heiligtums. Dort erwartet ihn eine Sensation. Uralte Bön Masken zeigen Disen Latsen, den Schutzgott des Kailash, bevor die Buddhisten kamen. Auch Dormas, Geisterfallen, sind zu sehen. Weiß der Hüter etwas über den Weg nach Shambala? "Haltet euch Richtung Nordwesten", flüstert der Mönch Baumann zu. Die Expedition folgt seinem Rat. Doch je näher Baumann der Lösung des Rätsels kommt, desto vager werden die Hinweise.

Beweis für die Heiligkeit

Am Kailash entspringen vier der größten Flüsse Asiens: Indus, Bramaputhra, Ganges und Sutlej. Für die Pilger ein Beweis für seine Heiligkeit, ein Beleg, dass hier das Zentrum der Welt ist. In der Mythologie symbolisieren Tiermäuler die Quellen. Wie die Speichen eines Rades fließen Indus, Bramaputhra, Ganges und Sutlej vom Kailash weg.

Thursday, April 20, 2006

Michelangelo Buonarotti, die Genesis, die Sixtina und seine Ansichten.












Saturday, April 08, 2006

Samstag, 8. April 2006 um 20:40
VPS : 20.40
Wiederholungen :
09.04.2006 um 14:00
15.04.2006 um 12:00

Von Petra bis Hegra
Dokumentation, Frankreich 2003, ARTE F
Regie: Bernard George


Erst im Jahr 1997 gaben die saudi-arabischen Behörden einem wissenschaftlichen Expeditionsteam die Erlaubnis, die antike Wüstenstadt Medaïn Saleh zu erforschen, die unter den Nabatäern Hegra hieß. Die Dokumentation präsentiert zum ersten Mal die wertvollen Fundstücke. Deutlich wird, dass Hegra unter den Wüstenstädten einst eine ähnlich große Bedeutung gehabt haben muss wie das jordanische Petra.


ARTE F © Guy Ferrandi

In der unwirtlichen Landschaft der saudi-arabischen Hedjâz-Ebene stießen Archäologen im 19. Jahrhundert auf die sagenumwobene Totenstadt Medaïn Saleh. Einst war die Oase der letzte Stützpunkt für die mit Gewürzen, Weihrauch und Myrrhe beladenen Kamelkarawanen auf ihrem Weg ins "glückliche Arabien" - das heutige Jemen - und zu den Häfen des Mittelmeerraums. Doch bis die wahre Bedeutung der Wüstenstadt erkannt und sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, vergingen noch 170 Jahre. Erst 1997 gaben die saudi-arabischen Behörden einem Wissenschaftlerteam die Erlaubnis, das Geheimnis um die Stadt Medaïn Saleh, dem alten nabatäischen Hegra, zu lüften.
Die Dokumentation macht die kulturellen Reichtümer, die sich vor den Augen der erstaunten Forscher in der Totenstadt auftaten, zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich. Gut erhaltene Gräber und zahlreiche Kultstätten lassen erahnen, dass Hegra der berühmten jordanischen Königsstadt Petra in nichts nachstand.


Das kleine Extra

Gonur Tepe, Medaïn Saleh und Nowgorod waren einst weltbekannte Kultur- und Handelszentren, doch heute sind sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Sandstürme und Eroberungen sind über sie hinweggefegt und haben ihre Geheimnisse teils Jahrtausende lang im Erdreich eingeschlossen. Erst seit einigen Jahren bemühen sich Archäologen, dem Leben der vergessenen Metropolen mit Spaten und Pinsel auf die Spur zu kommen. Dabei befördern sie oft Unglaubliches zu Tage, wie im russischen Nowgorod, wo das Erdreich Tausende privater Briefe frei gibt. Im September und Oktober zeigt ARTE in der Reihe "ARTE gräbt aus", wie sich an den Ausgrabungsstellen im Nordosten Russlands und in der saudi-arabischen und der turkmenischen Wüste Schicht für Schicht die Kultur vergessener Völker erschließt.

Wednesday, April 05, 2006












Mittwoch, den 05.04.2006

00:20

Uhr

Vor 30 Jahren - Einen Tanz für die Madonna

Indianerfeste in Mexiko

Film von Heinz Dieckmann

(Erstsendung: 30.8.1976)

Aus dem Pressetext von 1976:

Der Film zeigt ein weitgehend unbekanntes Mexiko, das man noch abseits der inzwischen festgetrampelten Touristenpfade findet. Heinz Dieckmann war beim Fest des heiligen Michael in San Felipe, bei den Nahua-Indianern in Cuetzalan, die dort zugleich für ihre alten Regengötter und den heiligen Jakob, den großen spanischen Santiago de Compostella, tanzen. Und er war beim Fest der Madonna von Zapopan in Guadalajara, zu dem sich am 12. Oktober eines jeden Jahres bis zu einer Million Pilger versammeln.







Monday, February 13, 2006

Ereshkigal

ist die babylonisch-sumerische Göttin des Todes und der Unterwelt Kigalla.

Im Mythos wird erzählt, Ereshkigal habe einst über die Erde geherrscht, als diese noch eine unbewohnte, von Gärten aus Regenbogen umgebene Wildnis war. Sie gab jedoch dem Drängen Nergals, einer weniger bedeutenden Gottheit, nach und wurde so zur Herrscherin der Unterwelt.

Ereshkigal wird beschrieben als nackte Göttin mit Augen aus Stein und schwarzen Haaren. Manchmal trägt sie ein Löwenhaupt.

Sie fährt in einem Boot über den Grenzfluss Chabur, der zwischen dem Reich der Lebenden und der Unterwelt fließt, um die am anderen Ufer niedergelegten Opfergaben einzusammeln. Ihr Palast, der im Erdinneren liegt, besteht aus Lapislazuli.

Berühmt ist die Geschichte, in der die babylonische Ischtar und im sumerischen Mythos Inanna, in die Unterwelt reisen und dort vor Ereshkigal treten, die hier als deren dunkle Schwester erscheint.

Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Ereschkigal"

Nergal (sumerisch EN-ERI-GAL, Nerigal, akkadisch Nergal, "Herr der Unterwelt") ist eine Gottheit der sumerisch -akkadischen und damit auch der babylonischen und assyrischen Religion und damit auch Vorbild und Bestandteil anderer Gottheiten diverser altorientalischer Völker.

Nergal ist der Gott der Unterwelt und des Todes. Die Herrschaft hat er der Göttin Ereshkigal entrissen, die seine Frau wird. Er ist der Sohn von Enlil und der Ninlil, Bruder des Ninurta. Nergal verkörpert auch die vernichtende Sonnenhitze, so dass ihm auch Brände sowie bei Mensch und Vieh Fieber und Seuchen zugeschrieben wurden. Außerdem stand er für den Kampf gegen feindliches Fremdland. Sein Hauptkultort war wie auch der von Erra die Stadt Kutha in seinem Tempel Emeslam, nordöstlich von Babylon.

Eine besondere Erscheinungsform Nergals ist die der Zwillingsbrüder Meslamta'ea und Lugalgirra. Hier ist er ein in Kutha verehrter sumerischer Kriegs- und Unterweltsgott. Der Name Meslamta’ea entstand aus der Verbindung zum Heiligtum und bedeutet: der aus dem Meslam -Heiligtum Hervortretende.

Sunday, February 05, 2006

Ereshkigal

Ereshkigal: "Herrin der großen Erde" bzw. "Herrin der Unterwelt". In mesopotamischer (sumerischer und akkadischer) Mythologie ist Ereshkigal die Herrscherin der Unterwelt (Kigal), unterirdische Schwester der Inanna bzw. Ishtar und Gattin des Gugalanna bzw. des Nergal sowie Mutter und Gattin des Ninazu. Als Bote steht ihr Namtar zur Verfügung. In ihrem Reich empfängt sie die Verstorbenen und richtet auf sie das "Auge des Todes", wobei ihr ein Kollegium von sieben unterweltlichen Richtern beiseite steht (Bellinger (1997), S. 135).
Wie auch in anderen Weltsichten üblich galt das Reich der Ereshkigal, das unterhalb des Ur-Ozeans Apsu liegen soll, als finster und ungastlich sowie voller Staub. Von Staub und Asche soll sie sich dort nähren, dazu schmutziges Wasser trinken. Wer zu ihr kommen will, der muss dazu sieben Mauern durchschreiten, wobei an jedem Tor ein Kleidungsstück abzulegen ist, ehe man der Göttin nackt gegenübersteht (Storm, S. 32).
Inanna's Gang in die Unterwelt
In einem Moment der Umnachtung steigt die große Himmelsgöttin zu ihrer Schwester Ereshkigal in die Unterwelt hinab um auch dort ihren Machtanspruch zu demonstrieren.
"Inanna, Königin des Großen Oben, stieg herab zum Großen Unten, geschmückt mit den Insignien ihrer weltlichen Macht. Ninshubur, ihre Dienerin, begleitete sie. Wenn Inanna nicht zurückkehren würde, sollte sie eine Klage anstimmen und dann zu den Göttern gehen und um Hilfe bitten: zuerst zu Enlil, dann zu Nanna, und wenn dieser nicht helfen könne, zu Enki, dem Gott der Weisheit, der um die Speise und das Wasser des Lebens weiß.
Inanna ließ Ninshubur zurück, um alleine weiterzugehen. Als sie zu den Toren der Unterwelt gelangte, klopfte sie an und verlangte mit lauter Stimme Einlaß. Neti, der Torhüter fragte, wer sie sei. Sie antwortete: "Ich bin Inanna Königin des Himmels." "Wenn Du wirklich Inanna, Königin des Himmels bist", erwiderte Neti, "warum willst Du dann die Straße nehmen, auf der kein Reisender zurückkommt?" "Wegen meiner älteren Schwester Ereshkigal..." sagte Inanna, "Ihr Ehemann, Gugalmanna, der Himmelsstier, ist gestorben. Ich bin gekommen, um den Begräbnisriten beizuwohnen." Neti hielt Rücksprache mit Ereshkigal, der Königin der Unterwelt. Als diese hörte, dass ihre Schwester groß, stark und strahlend am Tor stand, geschmückt mit den sieben Zeichen ihrer Macht - der ME, die ihren Anspruch als mächtigste Göttin bis in das reich desTodes tragen sollte. Da wurde Ereshkigal wütend. Sie befahl Neti, Inanna einzulassen - allerdings müsse sie an jedem der sieben Tore zur Unterwelt eines ihrer Gewänder und eine ihrer "ME" ablegen, so dass sie am Ende nackt und machtlos die Unterwelt betreten sollte.
Inanna durfte eintreten, doch an jedem der sieben Tore wurde ihr eines ihrer Kleidungs- und Schmuckstücke abgenommen. Jedesmal fragte sie: "Was soll das?" Und jedesmal wurde ihr geantwortet: "Ruhig, Inanna, die Wege der Unterwelt sind perfekt. Sie dürfen nicht in Frage gestellt werden." Nackt und gebeugt trat Inanna vor den Thron ihrer Schwester. Die sieben Richter der Unterwelt sprachen ihr Urteil über sie und Ereshkigal warf den Blick des Todes auf sie. So starb Inanna und wurde - ein verrottendes Stück Fleisch - an einen Haken in der Wand gehängt.
Als Inanna nach drei Tagen und Nächten nicht zurückgekehrt war, tat ihre Dienerin Ninshubur, wie ihr gesagt worden war. Sie stimmte die Totenklage an. Dann machte sie sich auf den Weg zu Enlil. Doch ihre Bitten waren vergeblich: wer sich ins Land der Toten begibt, so sagte er, der kehrt nicht zurück. Auch Nanna konnte nicht helfen. Da ging sie zu Enki, und der listige Enki verstand und half.
Enki erschuf aus dem Dreck unter den Fingernägeln seiner beiden Hände zwei Wesen, die weder weiblich noch männlich waren, Kurgarra und Galatur, gab ihnen die Speise und das Wasser des Lebens und instruierte sie, was sie in der Unterwelt zu tun hätten.
Kurgarra und Galatur stiegen hinab in die Unterwelt, schlüpften durch die Türspalten und gelangten zu Ereshkigal.
Ereshkigal - die Herrin der Unterwelt saß nackt und wild auf ihrem Thron und stöhnte: "Oh! Oh! Mein Inneres!" und die beiden Wesen stöhnten auch: "Oh! Oh! Dein Inneres!" Sie stöhnte: "Ohhhh! Oh! Mein Äußeres!" und die beiden stöhnten: "Ohhhh! Oh! Dein Äußeres!" Sie ächzte: "Oh! Oh! Mein Bauch" und die beiden ächzten: "Oh! Oh! Dein Bauch!" Sie ächzte "Oh! Ohhhh! Mein Rücken!" und die beiden ächzten: "Oh! Ohhhh! Dein Rücken!" Sie seufzte: "Ah! Ah! Mein Herz!" und die beiden seufzten: "Ah! Ah! Dein Herz!" Sie seufzte: "Ah! Ahhhh! Meine Leber!" und die beiden seufzten: "Ah! Ahhhh! Deine Leber!"
Ereshkigal aber wurde darüber aufmerksam auf die beiden, die mit ihr stöhnten, ächzten und seufzten und war gerührt durch ihre Anteilnahme. "Ich werde Euch das Wasser-Geschenk geben, den Fluss in seiner Fülle.", versprach sie. "Wir wollen es nicht", antworteten Kurgarra und Galatur. Ereshkigal sagte: "Ich werde Euch das Korn-Geschenk geben, die Felder zur Erntezeit". "Wir wollen es nicht", antworteten Kurgarra und Galatur. "Dann sprecht, was wollt ihr?" fragte Ereshkigal. Da verlangten sie Inannas Leiche, die vom Haken an der Wand hing, und sie wurde ihnen ausgehändigt.
Kurgarra schüttete die Speise des Lebens auf die Leiche. Galatur schüttete das Wasser des Lebens auf die Leiche. Da wurde Inanna wiedererweckt.
Als Inanna die Unterwelt verlassen wollte, hielten die Richter sie auf. "Niemand entsteigt der Unterwelt ungezeichnet", sagten sie. "Wenn Inanna aus der Unterwelt zurückkehren möchte, muß sie jemanden an ihrer Stelle lassen."
Als Inanna die Unterwelt verließ, folgten ihr die schrecklichen Dämonen der Unterwelt, um ihren Pfand zu holen. Als erste begegneten sie Ninshubur, die in Trauerkleidung auf sie wartete, und die Dämonen wollten sie mit sich nehmen.
Inanna aber wollte nicht auf ihre treue Dienerin, die sie aus dem Totenreich gerettet hatte, verzichten. Als nächstes trafen sie Shara, ihren Sohn, der ebenfalls um sie trauerte. Aber Inanna wollte ihn nicht hergeben.
Auch ihren Sohn Lulal, der ihnen als nächstes in Trauerkleidung entgegenkam, wollte sie behalten. Schließlich kamen sie zu ihrem eigenen Palast, in dem Dumuzi, ihr Mann, mit den Zeichen seiner Macht geschmückt auf dem Thron saß. Er trauerte nicht und genoß offensichtlich seine Rolle als König. Da warf Inanna den Blick des Todes auf ihn und befahl den Dämonen, ihn mit sich zu nehmen." Doch schon bald bemerkt die Göttin, dass sie ohne ihren Gatten die Welt nicht mehr befruchten konnte, die Ernten blieben aus, die Frauen gebärten nicht mehr, die Flüsse trockneten - Da erkannte sie ihren schrecklichen Fehler und klagte ihr Leid. Wieder war es Gott Enki, der eine Lösung wußte und Ereshkigal zu einem Kompromiss bewegte:
Für ein halbes Jahr sollte Dumuzi durch seine Schwester Geshtinanna abgelöst werden damit die Welt neu erblühen konnte.
Und so geschah es alljährlich, daß Dumuzi's Wiedervereinigung mit seiner Gemahlin zur Wiederbelebung der Welt und zur erneuten Fruchtbarkeit von Mensch und Natur führte.

Quelle: Randy P.Conner: Blossom of the Bone, 1993, S. 64f., Übersetzung: Roibin 2002


Tuesday, January 31, 2006


Bilder von Sulamay

Bolong die Regenbogenschlange

In der Traumzeit zog Nagacork, der Schützenfischahne, durch den Norden Australiens. Am Flying Fox River schuf er ein großes Wasserloch, das Talawung heißt, und bevölkerte es mit seinen Geschöpfen.

Als Nagacork von einer langen Wanderung nach Talawung zurückkehrte, sah er über den dicken Pandanuspalmen und Papierrindenbäumen am Ufer den Rauch vieler Kochfeuer. überall waren die Geräusche von Menschen zu hören, die unter den schattigen Baumkronen lagerten. Junge Männer gingen auf Fischfang mit ihren kurzen Speeren, während Frauen und Kinder den schlammigen Fußboden nach Muscheln und saftigen Wasserlilienknollen absuchten. Fröhlich schwatzend schoben die Sammlerinnen ihre bootsförmigen Coolamons einander zu, schwimmende Holzschüsseln, die zum Sammeln der Nahrung dienten.

"Komm her, Alter", riefen die Männer Nagacork schon von weitem entgegen. "Iß mit uns, es ist genügend für dich da."

Nagacork gab keine Antwort. Schweigend ging er am Fluss entlang und hielt Ausschau nach den Fischen, die er dort zurückgelassen hatte. Als alles Suchen vergebens war, kehrte er um. Aufgeregt kamen die Jäger herbeigelaufen und deuteten in das trübe Wasser.

"Sieh nur, sind das die Fische, die du suchst?"

Andere wateten durch den Fluss und trieben die verängstigten Tiere laut schreiend gegen das Ufer, doch der Alte schüttelte jedes Mal stumm den Kopf.

Auf dem Rückweg machte Nagacork eine seltsame Entdeckung. Scharen roter Ameisen krabbelten den Stamm eines Eukalyptusbaums entlang, bis sie hoch oben in einem großen Astloch verschwanden. Ohne zu zögern kletterte er hinterher und starrte durch die dunkle Öffnung. Im hohlen Baumstamm lagen die abgenagten Skelette vieler Schützenfische.

Nagacork stieg hinab und ließ sich unter einer Gruppe Pandanuspalmen nieder. Traurig saß er am Boden, den müden Kopf auf die Knie gelegt. Dann stimmte er den uralten Beschwörungsgesang an, der Kurrichalpongo, die schwarze Felsenschlange, herbeiruft. Weithin erklang das eintönige Lied durch den Busch.

"Ich sehe die große Schlange aus den nördlichen Bergen hervorkommen", meldete wenig später Datat, der grüne Papagei, der auf einem hohen Papierrindenbaum saß. Nagacork hob den Kopf. Am wolkenlosen Himmel wölbte sich ein mächtiger, bunt schillernder Regenbogen über die Welt.

Kurrichalpongo aber wanderte unter der Erde nach Talawung. Dort bohrte sie ein tiefes Loch in das Ufer, aus dem reißende Fluten hervorbrachen. Voller Entsetzen versuchten die Menschen zu fliehen, doch in wenigen Augenblicken hatten die schäumenden Wogen das ganze Gebiet überschwemmt und alles Leben unter sich begraben.

Viele Menschen wurden damals in Vögel verwandelt, die mit rauhem Gekrächze durch die Lüfte flatterten. Andere erhielten die Gestalt von Schildkröten und entgingen auf diese Weise dem Verderben.

Kurrichalpongo legte ihre Eier in das Wasserloch, aus denen junge Regenbogenschlangen schlüpften, die nach allen Richtungen davon krochen. Manche der Eier verwandelten sich in Steine, wie sie noch heute in Talawung zu sehen sind.

Die große Schlange zog weiter. Ihre Spur grub einen tiefen Fluss in den trockenen Boden, gesäumt von Bäumen und Schilfgewächsen. Überall glänzten schattige Wasserlöcher in den hellen Strahlen der Sonne. Auf ihrer Fährte bildeten sich Berge und grünendes Buschland.

Am Rande der Waarlook-Narlookebene kämpfte Kurrichalpongo mit Kandagun, dem räuberischen Dingo. Als der Gegner vertrieben war, fiel sie in einen tiefen Schlaf und machte im Traum den bitteren Yams, der seitdem in dieser Gegend wächst. Dann ging die Reise nach Luralingi, das am Hodgson River liegt.

Hierher waren zwei junge Frauen vom Stamm der Marambella vor ihren Männern geflüchtet und hatten sich den beiden Söhnen Nagacorks angeschlossen. In hohlen Baumstämmen entdeckten sie vier junge Regenbogenschlangen, die sie erschlugen und dem Alten brachten. "Dafür werdet ihr sterben", murmelte er düster, "denn ihr habt die Nachkommen der großen Schlange getötet."

In Luralingi angekommen, verwandelte sich die grimmige Kurrichalpongo in Bolong, die mächtige Regenbogenschlange. Dabei ließen gewaltige Donnerschläge die Erde erzittern. Vielzackige Blitze schossen über den nachtschwarzen Himmel und spalteten ganze Berge, die mit ungeheurem Getöse auseinanderbrachen und die Frevler unter riesigen Gesteinsbrocken begruben. Schwerer Regen prasselte hernieder, heulende Stürme knickten die stärksten Bäume wie dürre Grashalme und peitschten reißende Flutwellen vor sich her, die alle Stämme der Umgebung ertränkten.

Bolong setzte die Wanderschaft fort. Aus ihrem fruchtbaren Leib strömten Tiere und Pflanzen, auf dem Weg erschuf sie Berge, Ebene, Sümpfe und Wasserlöcher. In Moorinjairee traf sie schließlich den alten Nagacork, zusammen mit vier anderen Regenbogenschlangen.

Sie hielten eine lange Beratung ab und veranstalteten einen großen Corrobore, auf dem neue Tänze eingeführt wurden; dann verwandelten die mächtigen Ahnen Tiere in Menschen.

Zuletzt verschwanden die Regenbogenschlangen in der Erde, wo sie am Grund der tiefen Wasserlöcher unablässig neues Leben hervorbringen. An diesen Orten wohnen auch die Kindkeime, die in den Schoß der Frauen eindringen, um als Menschen wiedergeboren zu werden.

Nagacork aber zog ein letztes Mal durch die Jagdgründe der Stämme. Er besuchte die Menschen, Tiere und Pflanzen, dazu sang er sein Abschiedslied, denn er war alt und müde geworden:

"Allo allo allo allo allo

Cha nallah wirritt burra burra

Cubrimilla cubrimilla bo bo."

Das bedeutet:

"Lebt wohl, ihr Geschöpfe,

Für immer verlasse ich euch,

Doch alle Zeit will ich über euch wachen."

Und Nagacork stieg zum Himmel empor, wo er zwischen den Gestirnen seinen Wohnsitz nahm. Der Sternenstrom aber, den die Weißen Milchstraße nennen, ist der Rauch von Nagacorks Lagerfeuer, wie er über das nächtliche Firmament zieht.

Märchen der australischen Ureinwohner, 13367, Fischer Taschenbuchverlag 1999, Hsg. Herbert Bolz


Ich malte sie 1997 und war mir bis vor wenigen Tagen nicht bewusst, dass dieses Bild Tiamat darstellt.

Tiamat ist eine babylonische Todesgöttin in Gestalt der Drachen-Schlange; sie ist die Gegenerin von Tammuz-Marduk, den sie zyklisch tötet oder der sie zyklisch besiegt; sie ist die Vorgängerin der palästinensischen Drachenschlange Rahab und aller orientalisch-ägyptischen schlangenartigen Unterweltsgötter (Yam, Mot, Apophis, Seth), ferner der griechischen Heroenschlangen Typhon und Erechteus, außerdem aller keltischen und germanischen Drachen (Ozeanschlange, Nidhögg, Loki).

Saturday, January 28, 2006


Mittlere Östliche Mythologie

Einfassung Mashu

[ 16 ] Im Sumerischen war Mashu ein heiliger Berg. Sein Name bedeutet, in Akkadisch "zwei" und folglich schilderte es auf Babylonisch den Doppel -emporragenden Berg , von den Dichtern beide als der Sitz der Götter und der Unterwelt (60) beschrieben. Hinweise oder Allusionen zum Berg Mashu werden in drei Episoden des Zyklus Gilgamesh gefunden, die zwischen den dritten und zweiten Jahrtausendfeiern B.C datieren.

Mashu war in einem Wald im "Land des Lebens", wie die Namen berühmter Schreiber(61) erzählen. Es wird auf die Episode "Gilgamesh und Humbaba" angespielt. Diese Geschichte handelt von Gilgamesh und seinem Freund Enkidu, die im Wald der Zeder (oder Kiefer) spielt, über den ein dämonisches Monster regiert, Humbaba. Während ihre Motive des Eindringens in den Wald dem Gewinn von Ruhm galt, ist es auch sicher, dass sie das Bauholz wünschten, das es enthielt. Humbaba, der vom Gott Enlil ernannt worden war, um den Wald zu schützen, wird als einäugiger Riese mit den Energien eines Sturms und des Atems des Feuers, möglicherweise der Personifikation eines Vulkans (62) bildlich dargestellt. Dies ist nur mit Hilfe eines anderen Gottes und einer magisch geschmiedeten Waffe des Gilgamesh über Humbaba möglich. Aber vor der Schlacht, starren Gilgamesh und Enkidu den Berg an, der "der Berg der Zedern, des Wohn-Sitzes der Götter und der Thron von Ishtar"(63) genannt wird. Sie klettern auf den Berg, Opfergetreide im Gepäck, und auf der Suche nach der Antwort. Der Berg schickt ihnen verwirrende Träume über ihre Zukunft (64). Da sie zu viele Bäume fällen, Humbaba störte ihre Anwesenheit und richtete wütend sein Auge des Todes auf dem Paar. [ 17 ] Obgleich Gilgamesh schließlich das Monster besiegt, schwächelt Enkidu schließlich und stirbt beim Anstarren Humbabas und am Fluch (65). Zusätzlich zu seinem Ruf als das "Land des Lebens", ist dieser Wald auch eine Art von Unterwelt oder eine Art andere Welt. Um die Tötung durch Humbaba zu rächen, ging Gilgamesh tiefer in den Wald und drang in den heiligen Sitz der alten Götter Anunaki" ein -- die, wie der Grieche Titan, in die Unterwelt(66) verbannt worden waren. Gilgamesh steigt in das Totenreich hinunter (67); in der gleichen Gegend, in der die Göttin Ishtar ihren Sitz hat, die Gilgamesh anspornt, um die Türen der Hölle einzulaufen und die Toten nach oben zu holen und mit den Lebenden (68) zu essen.

Mashu wird direkt in der Episode "Gilgamesh und die Suche nach dem ewigen Leben" erwähnt. Diese Geschichte bringt nach dem Tod von Gilgameshs Freund, Enkidu, eine Schlüsselerfahrung, die Gilgamesh seine eigene Sterblichkeit zeigt und so geht er auf die Suche nach dem ewigen Leben. Er ist auf dem Weg zu Utnapishtim, da er erfährt, dass Unsterblichkeit zu erzielen tödlich ist, dass Gilgamesh zu Mashu "der große Berg kommt, der die aufsteigende und untergehende Sonne schützt. Seine Doppelspitzen sind so hoch, wie die Wand des Himmels und seine Wurzeln reichen bis zur Unterwelt. An ihrem Eingang trifft er die Hüter der Schwelle, den Skorpionmenschen, die halb Mann und der halb Drache sind; ihr Ruhm ist der Schrecken; ihr starrer Blick schlägt Männer in den Tod, ihre glänzenden Heiligenscheine schleifen die Berge an, um die steigende Sonne"(69) zu schützen. Gilgamesh ist in der Lage, die Skorpion-Leute zu überzeugen, das Gatter zu öffnen und sie ließen ihn den langen Tunnel durch die Berge betreten. Schließlich taucht Gilgamesh vom Tunnel aus in einen fantastischen Garten der Götter ein, dessen Bäume funkelnde Juwelen anstelle von der Früchten (70) tragen.

Nach der Meinung einiger Gelehrter ist Mashu auch der Berg, der in der Geschichte erwähnt wird, den Utnapishtim Gilgamesh erklärte. [ 18 ] Utnapishtim, manchmal genannt das "sumerische Noah", erklärt Gilgamesh, dass die Götter über die Menschen verärgert, sich für die Flut entschieden hatten, um sie abzuschaffen. Ein sympathischer Gott warnte Utnapishtim und bat ihn, ein Boot zu bauen und es mit seiner Familie, Verwandten, Handwerkern und dem Samen aller lebenden Geschöpfe (71) zu bestücken. Nach sechs Tagen mit Sturm und Flut, läuft das Boot Utnapishtims auf einem Berg auf. Er gab eine Taube und eine Schwalbe frei, die beide zu ihm zurückkamen. Dann gab er einen Raben frei, der nicht zurückkam; Utnapishtim und seine Familie kamen unten vom Berg. Als die verdrossenen Götter schließlich mit dem Wieder -Hervortreten von Menschen versöhnt waren, werden Utnapishtim und seine Frau vom Gott Enlil im heiligen Göttersitz aufgenommen und dem Gilgamesh gewährte er an der Öffnung des Flusses"(72) zu leben.

In seiner klassischen Studie verglich Armenien in der Bibel, Vater Vahan Inglizian die oben genannten Mythen mit den biblischen Geschichten des Garten Eden (Generator 2) und der Flut (Gen.7-8), da von beiden im östlichen Asien frühere Mythen(73)existieren. Lehmann-Haupts vergleicht den Tunnel durch Mashu mit dem natürlich vorkommenden subterranen Tunnel am Tigris nahe Bylkalein annehmend, schlug Inglizian, dass Mashu in der armenischen Stiergebirgsstrecke gesucht werden sollte, im Süden des Seepackwagens vor (74). Es ist in diesem gleichen südlichen Bereich, anstatt an Berg Ararat, dem viele Gelehrte, einschließlich Inglizian, den Berg von Noah nennen(Generator 8.4)(75). Inglizian schlug vor, dass die Phrase "an der Öffnung der Flüsse", die das gesegnete Land beschreiben, an der Utnapishtim lebte, verstanden werden sollte, um "an den Quellen des [ Tigris und Euphrat ] Flusses"(76) bedeuten. Dieses himmlische Dilmun der Mythologie Mesopotamian wurde später mit Bahrain auf dem persischen Golf (77) gekennzeichnet.


Monday, January 16, 2006

Illustration von Jean Fullalove (zu: Die Katze,die ins Haus kam)

Die Mutter, die zu Staub zerfiel


Dieser moderne Schöpfungsmythos aus Malawi, verfasst von dem Kinderbuchautor und Märchenerzähler Kasiya Makaka Phiri, erinnert uns daran, wie wertvoll Mutter Erde ist.

Vor langer, langer Zeit hatte die Sonne eine Tochter. Ebenso wie ihre Mutter war auch sie ein Stern von großer Leuchtkraft und lebte im größeren Glanz der Sonne. Ihre Schuhe waren aus schimmerndem Sternengefunkel, und an den Fingern, um die Knöchel, Handgelenke und den Hals trug sie Sternschnuppen-Diamanten. Sie strahlte ganz hell und erleuchtete den leeren Raum jenseits der Sonne, den man den Himmel nennt. Über diesen herrschte sie mit großer Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit.

Eines Tages, als sie ihre Runden machte, um die unzähligen Gestirne des gewaltigen Universums zu zählen, sah sie im äußersten Winkel einen Planeten. Er war so weit entfernt, dass die Sonne ihn schon fast nicht mehr zu erreichen vermochte. Seine Farben umfassten sämtliche Schattierungen von Grün und Blau. Die Sonnentochter schaute noch einmal, dann sprach sie zu ihrer Mutter:

„Dort auf diesem Planeten soll mein Thron sein. Ich möchte mein Leben in der Üppigkeit des Grüns und in der Kühle des Blaus verbringen.“

Die Sonne seufzte. Sie betrachtete den großen Glanz ihrer Tochter und seufzte noch einmal. Ihre Augen konnten über viele Jahre hinaus in die Zukunft blicken.

„Alles ist deins“, sagte sie schließlich. „Du kannst gehen wohin immer du magst. Du kannst tun, was immer dir beliebt. Doch wisse eins: Du musst dich von nahezu allem trennen, was du an Kräften besitzt, und es hier zurücklassen. Deinen strahlenden Umhang aus reinem Licht, deine Schuhe aus Sternengefunkel, deine Fußketten, Armreifen und Halsbänder mit de m Glitzern des Abendsterns und des Morgensterns – das alles darfst du nicht mitnehmen. Das zarte Grün auf dem Planeten könnte nie die Hitze deiner Helligkeit ertragen, und das Blau würde völlig vertrocknen. Doch im Tausch für deinen strahlenden Schmuck hast du drei Wünsche frei, die dir bedingungslos erfüllt werden sollen.“

„Gut“, sagte ihre Tochter, “ich werde es mir überlegen.“

Sie grübelte Jahre um Jahre. Denn so ist es nun mal mit den Sternen und der Sonne im weitern Universum: Alles dauert Jahre um Jahre, aber für sie ist es nicht mehr als ein Wimpernschlag. Schließlich hatte sie genug nachgedacht und war zu einem Entschluss gekommen.

Sie willigte ein, ihren Umhang abzulegen, ihr Morgendämmerungsgewand zurückzulassen, ihre Schuhe aus Sternengefunkel, ihre Sandalen aus Zwielicht und ihre Pantoffeln aus Abendrot. In strahlendem Glanz übergab sie alles der Sonne. Dann sagte sie: „Jetzt gehe ich zu dem grünen Planeten und werde seine Mutter sein.“

„Nimm alles mit, was du brauchst. Wisse, dass du uns hier sehr fehlen wirst“, sagte die Sonne. “Ich fürchte unser grelles Leuchten wird dir auf diesem kleinen Planeten in deiner neuen Gestalt nicht immer angenehm sein.“

Die Ringe, Fußketten, Armreifen und Halsbänder wurde rings um die Sonne in einem Schweif aus Sternen, Sternengefunkel, Glitzerstaub und Funken über den Himmel ausgebreitet und zu einer milchigen Bahn angeordnet, die vom grünen und blauen Planeten aus zu sehen war. So würde die Sonnentochter sich stets daran erinnern, woher sie einst gekommen war.

Dann machte sie sich auf den Weg. Zuerst reiste sie auf einer Sternschnuppe, die durch Zeit und Raum raste, später auf einem einzelnen Lichtstrahl, der sich im sanften Licht eines anbrechenden Morgens brach, doch ihr Ziel lag noch immer in weiter Ferne. Sie hatte allerlei Gerätschaften mitgenommen: eine Hacke, einen Mörser und einen Stößel, einen Getreidekorb, einen Wasserbehälter, einen Kochtopf, Teller aus Bambus und Holz, eine kleine Axt, eine Matte und ein großes Tuch zum zudecken. Den grünen und blauen Planeten erreichte sie schließlich auf dem ersten Lichtstrahl des neuen Tages.

Als sie landete, merkte sie, weshalb der Planet in der Weite des Himmels so grün ausgesehen hatte. Die Wälder und Wiesen waren so schön, dass ihr das Herz überging und es noch größer wurde, als es schon gewesen war. Liebevoll betrachtete sie all die Pflanzen, die unter ihren Augen glücklich gediehen und das Grün wurde sogar noch üppiger. Hier wuchsen Büsche, dort Bäume, und allenthalben prangten Blüten in den vielen Farben des Lichts, das mit ihr von so weit her gekommen war: Gelb, Orange, Purpurrot, Weiß, Rosa, Zitronengelb, Limonengrün, Himmelblau, Aquamarin und zahllose Zwischentöne und Schattierungen.

„Kinder, ich möchte Kinder haben. Viele, viele Kinder“, sagte sie. „Ich möchte Kinder, die lieben. Kinder, die durchs Gras laufen. Singende, lachende Kinder und Stimmen, die an den Berghängen widerhallen. Kinder, die ich zu mir rufen und liebkosen kann, und Kinder, die sich um mich kümmern, wenn ich als und hinfällig werde. Kinder, die mir Kraft geben, wenn ich schwach werde und ermattet vom Leben. Und Kinder, die mich, wenn meine Zeit gekommen sein wird, zur letzten Ruhe betten.“

Ihr Wunsch ging in Erfüllung, und sie hatte Kinder. Ja, Kinder gab es allüberall! Neben ihr, vor ihr, hinter ihr. Söhne gab es, die waren groß, geschmeidig und so stark, dass sie stundenlang auf einem Bein stehen konnten. Dann gab es gütige, freundliche Söhne voller Wärme und Anteilnahme auch für jene, die nicht so schnell laufen oder so lange stehen konnten. Töchter gab es, groß und stark wie ihre Brüder, die den ganzen Tag lang wie Gazellen springen und rennen konnten, ohne auch nur ein bisschen zu ermüden. Dann gab es Töchter, zart und lieblich wie Blumen, liebevoll wie Mütter, freundlich wie Brüder und gütig wie Väter. Sie alle scharten sich um die Sonnentochter und nannten sie Mutter.

Und so wurde der Stern, Die Sonnentochter, die mit unermesslicher Helligkeit am Himmel geherrscht hatte, zur Mutter aller Kinder des grünen und blauen Planeten.

Sie liebte sie alle und sorgte für jedes einzelne von ihnen. Für die großen und die kleinen Kinder, die dicken Kinder und die schlanken, die blassen und die blonden. Sie sorgte für sie alle, Tag und Nacht.

Es gab Kinder, die gingen nur und rannten nie, und Kinder, die rannten nur und gingen nie. Es gab Meins –Kinder, alles für sich haben wollten. Nichts -Kinder, die nie mehr als ein einziges Wort sagten: nichts. Es gab Komm –gleich –wieder –Kinder, die wie der Wirbelwind hin und her sausten. Ich –nicht -Kinder, die nie zugeben wollten, dass sie irgendetwas angestellt hatten. Weiß – nicht –Kinder, Der –hat –angefangen –Kinder, Selber –Schuld –Kinder, die niederträchtig und rücksichtslos waren, und noch viele, viele andere mehr.

Sie sorgte für sie und brachte ihnen Regen und Überfluss. Da sie die Gesetze des Himmels kannte, brachte sie ihnen auch Sonne und Wärme. Und wenn es Zeit war für die Pflanzen, sich auszuruhen, dann ließ sie Herbst und Winter kommen, und die Pflanzen schliefen ein.

Sie sorgte für die Kinder, egal, ob sie wach waren oder ob sie schliefen. Sie stand immer als Allererste auf. Mit einem großen Besen fegte und putzte sie, und schon in aller Frühe bearbeitete sie mit ihrer Hacke den Boden, um die Nahrung anzubauen, die die Kinder brauchten. Und obwohl sie unersättlich waren, gab es stets genug zu essen für sie nach all dem Rennen, Singen, Versteckspielen und den vielen anderen Dingen, die Kinder den lieben langen Tag so gerne tun.

Die Mutter aller Kinder war sehr stark, doch die Jahre lasteten auf ihren Schultern. Und die Kinder der Erde veränderten sich. Einmal beklagte sie sich bei der Sonne: „Sie sind alle so anders geworden. Ich bedeute ihnen nichts mehr. Ich frage mich, ob sie mich überhaupt noch sehen.“ Die Sonne antwortete: „Vergiss nicht, es sind deine Kinder. Sie haben nicht darum gebeten, auf die Welt zu kommen. Arbeite mit ihnen. Du wirst Schätze entdecken, dort, wo du sie am wenigsten erwartest, und dann, wenn du es am wenigsten erwartest.“

Und so arbeitete sie und diente ihren Kindern, die sich um Dinge zu streiten begonnen hatten. Anstatt sich gegenseitig zu helfen oder etwas für sich selbst zu tun, weinten sie nur immer und verlangten, dass sie für sie da war und ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit widmete.

„ich hab Hunger – ich hab Durst – ich will dies, ich will das – trag mich, streichel mich. Du bist die Mutter, du hast uns in diese Welt gebracht. Kümmer dich um uns.“

Und die Mutter aller Kinder heilte Verletzungen und fütterte hungrige Mäuler und tränkte durstige Kehlen, und so reiften sie nach und nach zu erwachsenen Männern und Frauen heran. Sie zogen fort zu weit entfernten Orten, kehrten nur gelegentlich zurück und manchmal überhaupt nicht mehr. Inzwischen waren sie so niederträchtig und wild geworden, dass sie sich sogar gegenseitig umbrachten.

Kummer nagte der Mutter am Herzen. War sie einst groß und stolz gewesen, so war sie jetzt gramgebeugt vom Schmerz und der Schande, mit der ihre Kinder sie überschütteten, indem sie sie für alles verantwortlich machten. Sie hatten nicht ein freundliches Wort für sie, und die Traurigkeit fraß ihr ganze Stücke aus dem blutenden Herzen.

Und so kam es, dass sie beim Arbeiten sang, um sich zu trösten, während der Wind heulte und Bäume entwurzelte. Sie sang in der kühlen Brise, die den Tag im Morgengrauen küsste und die schlafenden Vögelsanft wachrüttelte, auf dass sie ihren Morgengesang anstimmten. Sie sang im Trommeln des Regens, der heftig nieder strömend nacktes Land mit sich fortriss und zum Meer spülte. Sie sang im lautlosen Nieselregen, der Federn gleich auf die Spitzen der großen Berge der Welt fiel. Und an jenen Orten, die kalt genug waren, sang sie im Regen, der sich in Schnee verwandelte oder in wütend niederprasselnde Hagelkörner.

Singend ließ sie ihre Blicke selbst bei helllichtem Tag über den Himmel schweifen, als gäbe es dort etwas, das ihr helfen könnte. Und wenn sie dann auf ihre Arbeit nieder sah, sang sie noch ein wenig mehr. Manchmal, wenn sie draußen im Wald war oder auf den bewaldeten Ebenen, um Brennholz zu sammeln, sang sie von Wäldern. In manchen von ihnen hatten ihre umherziehenden Kinder gewütet: Sie fällten die Bäume und nahmen ganze Stämme mit, die Jahre gebraucht hatten, um zu wachsen, und zurück blieb eine halbzerstörte, ersterbende Erde.

Die Mutter aller Kinder wusste, dass ihre Kinder achtlos mit der Erde umgingen. Sie gruben Schächte, um nach wertvollen Metallen zu suchen, und ließen klaffende, blutende Wunden zurück. Auf ihrer Wanderung über die Erde sang sie dieses Lied – in kleinen Stücken, manchmal laut, manchmal leise:

Ihr pflügt mich um und eggt mich,

um euern Herzenswunsch zu ernten,

und lasst mich nackt und wund zurück.

Schreckliche Dürren machen mich unfruchtbar,

sintflutartiger regen reißt mir das Fleisch vom Leib,

und jeder spottest mein und spuckt mich an.

Und ich ertrage alles.

Ich, die Mutter, die Lebensspenderin,

behalte nichts für mich zurück.

Ich nähre die Welt, und meine Kinder schauen zu,

wie ich daliege, vergiftet durch ihre Hand.

Weil das Gehör der Kinder nicht auf die Musik der Erde eingestimmt war, schenkten sie ihrem Gesang auch keine Beachtung. Nur manchmal – wenn sie in der Abenddämmerung sang -, manchmal nur legte sich eine Schwere auf die Herzen der Kinder, die früher einmal so freundlich und mitfühlend gewesen waren.

Die Kinder zerstreuten sich immer weiter, und jedes beanspruchte immer mehr Raum für sich. An jedem neuen Tag, der anbrach, stritten sie sich um Bäume. Sie stritten sich um glitzernde Felsen. Sie teilten das Land in Stücke auf und zäunten sie ein.

„Dieser Baum gehört mir“, hieß es hier. “Nein, das ist meiner“, hieß es dort. „Meins, meins“, hieß es überall.

Sie holten die Vögel aus den Wäldern und steckten sie in Käfige, in denen kein Platz zum Fliegen war. Sie holten die Fische aus den Gewässern und steckten sie in Behälter, in denen kein Platz zum Schwimmen war. Sie erlegten die Tiere nur zum Vergnügen und sammelten ihre Köpfe und Felle. Manchmal fingen sie viele Tiere in der Wildnis ein und setzten sie hinter Schloss und Riegel. Sie fällten die Bäume in den Wäldern und entrindeten sie.

Als die Erde ausgelaugt war und die Mutter aller Kinder alt und krank wurde und starb, blieben die Kinder gleichgültig.

Bei ihrem Tod wurde ihr zweiter Wunsch gewährt: ihre sterblichen Überreste in ein schwarzes Gewand zu hüllen und weiterhin ihren Kindern dienen zu dürfen, so gut sie konnte. Und so arbeitete sie selbst im Tode, jeden Tag und jede Nacht, angetan mit ihrem schwarzen Umhang. Jetzt, wo sie keinen Schlaf mehr brauchte, arbeitete sie sogar noch härter. Auch das war den Kindern egal. Sie riefen immer nur wieder: „Gib mir, gib mir, gib mir!“ Sie aber diente ihnen unaufhörlich weiter.

Da sie jetzt nur ein Gespenst war, sagte sie nie etwas. Ihre Lieder waren nur des Nachts und bei Tagesanbruch zu hören, weil der Wind sie in den Tälern und Hügeln fand, wo ihr Echo noch nachklang.

Die Mutter kümmerte sich insbesondere um ein Kind, das in ihren frühen Tagen geboren worden war, aber nicht sprechen konnte. Das Mädchen hatte die schönsten Augen und dunkle, dichte Haare, die zu Zöpfen geflochten und mit Perlen besetzt waren. Im glichen Maße wie ihr Haar wuchs auch ihr Herz. Und so wie ihr Herz wurden auch ihre Beine und Arme stark. Sie reifte zu einer zauberhaften jungen Frau heran.

Eines Tages, als sie gerade ihren Hausarbeiten nachging, hielt sie plötzlich inne und schaute zur Mutter auf. Dann sprach sie zum ersten Mal:

„Lass mich dir helfen, Mutter. Bitte setz dich und ruh dich aus“. Ihre Stimme klang freundlich, und nachdem sie gesprochen hatte, trat eine betäubende Stille ein. Schon allzu lange hatte es keine Freundlichkeit mehr auf dem Planeten gegeben, und jetzt schien – zumindest für einen Augenblick – alles stillzustehen.

Die Mutter stieß einen Seufzer aus. „Oh, danke mein Kind“, sagte sie.

Durch diese eine Freundlichkeit wurde die Mutter erlöst. Sie sackte in sich zusammen und zerfiel zu Staub. Ihr Werk war getan. Ein mächtiger Wind kam, fegte ihren Staub zusammen und wehte ihn in den Himmel, wo er den Mond bildete, den wir heute sehen. Damit aber ging ihr dritter Wunsch in Erfüllung: in ein sanftes Licht gehüllt zu werden, so dass sie ihre Kinder und den grünen und blauen Planeten in jedem Monat des Jahres sehen konnte.

Und bis heute wacht Mutter Mond über ihre streitenden und zankenden Kinder. Sie sieht ihre Töchter, wie sie unter Anleitung der jungen Frau ausbessern und heilen, dienen und bewahren, so wie sie selbst es zuvor getan hatte.

Doch die Kinder der Mondtöchter streiten, zanken und beklagen sich noch immer. Und Mutter Mond, wenn sie dies sieht, muss ihr Antlitz verhüllen und weinen, ehe sieden Anblick ertragen kann, weshalb sie zuerst nur eine Sichel ihres Gesichts zeigt. Dann dreht sie es immer weiter, bis ihr volles Antlitz in Liebe erstrahlt.

In einer solchen Nacht erhaschen manche die Liebe und geben sie weiter. Dann singen die Mondtöchter das Lied von jenen, die sich dem Dienen geweiht haben, und sprechen noch einen Wunsch aus: dass die Kinder wieder lernen mögen, ihre Mutter zu lieben.