Saturday, September 29, 2012

Der Tonkrug des Lebens

Schmetterlingshaus in Hamm


Jeden Tag gehen die Frauen aus dem Dorf hinunter zum Fluss. In großen Tonkrügen holen sie Wasser; denn im Dorf gibt es keine Quelle. Eines Morgens schaut eine der Frauen verträumt einem Schmetterling hinterher. Dabei stolpert sie, und der Krug wird beschädigt. Einen zweiten hat sie nicht, auch kein Geld für einen neuen, und so umwickelt sie den Krug notdürftig mit ihrem Tuch. Aber das Wasser tropft an den Bruchstellen heraus, und als sie im Dorf ankommt, ist die Hälfte weg. „Ach“, klagt sie, „was für ein Unglück, warum war ich bloß so unvorsichtig? Alle anderen bringen mehr Wasser nach Hause! Meine Mutter hat Recht, ich bin wirklich zu nichts nütze!“

Eines Morgens aber, als die Frauen wieder zum Fluss gehen, ist der schmale Pfad gesäumt von grünen Gräsern und vielen kleinen Blumen; rot, gelb und weiß leuchten sie. „Das waren Deine Wassertropfen“, lachen die Frauen, „sie haben den staubigen Weg zum Blühen gebracht.“

Sunday, September 16, 2012

Die entflohenen Weiber




Vor langer Zeit zankten sich zwei schwangere Frauen mit ihren Männern und verließen ihre Familien und Freunde, um allein zu leben. Nachdem sie weit gewandert waren, kamen sie an einen Platz, Igdluqdjuaq genannt, wo sie zu bleiben beschlossen. Es war Sommer als sie ankamen. Sie fanden viel Rasen und Torf und große Walrippen, die am Strande bleichten. Sie errichteten ein festes Gerüst aus Knochen und füllten die Zwischenräume mit Rasen und Torfstücken aus. So hatten sie bald ein gutes Haus, in dem sie leben konnten. Um Felle zu bekommen, machten sie Fallen, in denen sie genug Füchse fingen, um sich daraus Kleider zu machen. Manchmal fanden sie die Leichen gestrandeter Seehunde oder Wale, die an die Küste gespült waren; von diesen aßen sie das Fleisch und verbrannten den Speck. In der Nähe der Hütte war auch ein tiefer, schmaler Renntiersteig; über diesen spannten sie einen Strick, und wenn die Tiere vorübereilten, verwickelten sie sich darin und erwürgten sich selbst. Außerdem war noch ein Bach mit Fischen in der Nähe des Hauses und so waren sie mit reichlicher Nahrung versehen.
Im Winter kamen die Väter der Frauen auf der Suche nach den verlorenen Töchtern. Als diese den Schlitten herankommen sahen, fingen sie an zu schreien, dass sie durchaus nicht gesonnen seien zu ihren Gatten zurückzukehren. Die Männer waren froh sie wohlauf zu finden und nachdem sie zwei Nächte im Haus ihrer Töchter geblieben waren, kehrten sie heim, wo sie die ganz merkwürdige Geschichte erzählten, dass zwei Frauen, ohne jegliche männliche Gesellschaft allein leben und nie Mangel leiden.
Obwohl das schon vor langer Zeit geschehen, kann man das Haus noch sehen und daher ist der Ort auch Igdluqdjuaq - das reiche Haus - benannt.
Quelle: Eskimomärchen, übersetzt von Paul Sock, Berlin o.J. [1921], Nr. 31, S. 125.
aus: F. Boas: Central Eskimo (Annual Report of American Ethnology, Vol VI. Washington 1888).

Tuesday, November 15, 2011

15.11.2011 grauer November... unterbrochen nur für ein paar Stunden am vergangen Freitagnachmittag und Samstag. Ungemütlich klamm und kalt ist es geworden. Von den paar Sonnenstunden hatte ich nix, musste im Bett bleiben wegen starker Erkältung. Montag fühlte ich mich besser und heute dann üble Hustenattacken... aber okey, besser jetzt als in der Adventszeit... da muss ich fit und gut bei Stimme sein, denn die Adventsprogramme an der JH sind gut gebucht, also ausgebucht... so auch Silvester.

Seit heute morgen sind auch all meine "Bausteine" und das Klassenprogramm im Netz und ab 2012 buchbar... an der Jugendherberge Bad Bergzabern.

Tuesday, December 25, 2007


Frau Holles Apfelgarten

(Deutschland)

Es geschah einmal, dass im Garten der schönen Frau Holle die Apfelbäume nicht mehr gediehen. Unten auf der Erde lebte eine alte Frau, und deren Apfelbäume standen im Frühling in herrlicher Blüte. Wenn der Herbst kam, senkten sich die Äste voll reifer Früchte. Da sprach die schöne Frau Holle zu ihrem Liebsten, dem Junker Tod: "Reite hinab zur Erde und hole mir die Alte herauf. Sie hat nun lange genug auf der Erde gelebt, und es wird Zeit, dass sie zu uns zurückkehrt."

Der Junker Tod reitet hinab zur Erde, klopft bei der Alten an und spricht zu ihr: "Du hast nun so lange auf der Erde gelebt, und meine Liebste, die schöne Frau Holle, will dich um sich haben. In ihrem Garten gedeihen die Apfelbäume nicht mehr. Ich soll dich holen, damit du sie pflegst."

Die Alte hatte aber noch gar keine Lust, die Erde schon zu verlassen, und sie spricht zum Tod: "Ich habe auch eine Bitte: Lass uns noch einmal Karten spielen. Weißt du, am Kartenspiel habe ich immer meine Freude gehabt. Und wir machen es so: Gewinne ich, dann musst du mich hier lassen; gewinnst du, darfst du mich mitnehmen."

Der Tod ist einverstanden. Er denkt, die Alte besiege ich leicht im Kartenspiel. Er wusste aber nicht, dass das Haus der Alten an einer Heerstraße lag und die Alte immer mit den Landsknechten Karten gespielt hatte. Sie kannte alle Kniffe. Die Alte mischt die Karten und gewinnt. Der Junker Tod runzelt die Stirne und spricht: "Lass uns noch einmal spielen."

Dieses Mal mischt er die Karten. Aber wieder gewinnt die Alte, und der Junker Tod spricht: "Jetzt lass uns noch einmal spielen!" Die Alte erwidert: "Gut, aber mehr als drei Spiele werden nicht gespielt. Das ist der Brauch. Über die Zahl drei gehen wir nicht hinaus."

Also spielen sie das dritte Spiel. Wiederum gewinnt die Alte, und sie spricht zum Junker Tod: "Geh nur allein hinauf, was gehen mich die Apfelbäume deiner Liebsten an, mir gefällt es noch in meinem Garten und hier auf der Erde."

So reitet der Junker Tod traurig hinauf in den Garten der schönen Holle. Als er nun allein kommt, da zürnt sie mit ihm und spricht: "Du wirst so lange mein Lager nicht mit mir teilen, bis du mir die Alte heraufgebracht hast."

Es kamen aber gerade die zwölf Heiligen Nächte heran, und der Junker Tod wusste, dass in diesen Nächten jedem die Türe geöffnet werden musste, und sei es auch der größte Feind. Er setzt sich also auf sein Pferd und reitet wieder hinab zu der Alten und pocht an die Tür. Die Alte öffnet. Sie war nicht sehr erfreut, als sie den Tod schon wieder sah, aber was soll sie machen: Es sind die zwölf Nächte, und da muss jedem die Tür geöffnet werden.

Der Junker Tod spricht: "Du weißt, in diesen zwölf Nächten hat jeder einen Wunsch frei. Ich habe nun diesen Wunsch: Setze dich hinter mich auf mein Pferd, reite mit mir bis zur Gartenpforte meiner Liebsten und schau hinein. Ich verspreche dir, wenn du nicht dort bleiben willst, werde ich dich wieder zurückbringen."

Die Alte spricht: "Gut, ich kann dir diesen Wunsch nicht abschlagen. Aber du musst es mir schwören, und du weißt, ein Eid in den zwölf Nächten ist zwölffach wert."

Der Junker Tod schwört, dass er sie zur Erde zurückbringe, wenn es ihr nicht gefalle. Die Alte setzt sich hinter den Tod aufs Pferd, und sie reiten hinauf in den Paradiesgarten. Dort öffnet der Tod das Tor einen Spalt und spricht: "Schau einmal hinein." Die Alte schaut durch das Tor, und da sieht sie die schöne Holle, die hat eine Krone auf aus blanken Sternen, und sie ist umgeben von schönen jungen Mädchen. Aber die Apfelbäume, die sehen kläglich aus.

Da fragt der Junker Tod: "Nun, wie gefällt dir denn der Garten, wie gefällt dir meine Liebste?"

"Ja, sie gefällt mir schon, aber siehst du, sie ist umgeben von lauter jungen Frauen, und schau mich an, wie alt und runzlig ich bin; das wird ihr nicht gefallen."

Da spricht der Tod zu ihr: "Ja, weißt du denn nicht: Wenn meine Liebste dich berührt, dann wirst auch du wieder jung und schön."

"Ja", zürnt die Alte, "weshalb hast du mir das nicht gleich gesagt und lässt mich noch dreimal Karten spielen!" Und sie sprang hinein durch das Tor, die schöne Holle berührte sie, und da war die Alte wieder jung und schön. Dann machte sie sich an die Pflege der Apfelbäume, und seither gedeihen die Apfelbäume im Garten der Holle wunderbar.

(Erzählfassung von Linde Knoch. In: Rauhnächte. hrsg. von Sigrid Früh. Stendel. Waiblingen 1998)
"Mir gefällt es noch auf der Erde! Was gehen mich die Äpfelbäume der Frau Holle an!"

Ein heiteres, erheiterndes Märchen, mit alten Motiven in jungem Gewand. Die Frau Holle im Märchen der Brüder Grimm wird meist als liebenswertes Großmütterchen dargestellt, sowohl in Illustrationen als auch im Sprachton auf Kassetten für Kinder. Dabei wird vergessen, dass es von ihr heißt "sie hatte so große Zähne, und das Mädchen fürchtete sich vor ihr". Wenn wir ein rechtes Bild von der Hollegestalt bekommen wollen, gehört der Furcht erregende Aspekt dazu.

Das Wort Holle ist verwandt mit Hel, der Unterweltgöttin der Germanen, die Leben spendet und Leben zurück nimmt. Einerseits ist sie die "Holde" oder "Hulda", die mütterlich sorgende Göttin, die segnend über die Erde schreitet, den Flachsbau und das Spinnen hütet. Faulen Spinnerinnen verwirrt sie das Garn, fleißigen schenkt sie Spindeln. Bei Göttingen ließ man ein wenig Flachs auf dem Acker ungeschnitten "vor Frû Holle", und südöstlich von Kassel liegt ein Holleteich, von dem angenommen wurde, dass er der Eingang zum Reich der Frau Holle sei. Sie schickt die Seelen in Kindgestalt ins Leben und ruft sie andererseits als Alte wieder zu sich. Nach alter Überlieferung spinnt sie im Harz in den Rauhnächten, den heiligen zwölf Nächten, aus Flachs ein Netz und fängt als Todesgöttin mit ihm die, die im nächsten Jahr sterben sollen. (Paul Herrmann. Deutsche Mythologie. Hrsg. von Thomas Jung. Aufbau Verlag. Berlin 1994 S. 299 f.)

In unserem Märchen spiegelt sich vieles davon wider. Die Alte wird in den zwölf Rauhnächten geholt; die schöne Holle ist mit dem Junker Tod verbunden; sie gibt oder verjüngt das Leben und sie nimmt das Leben.

Die Apfelbäume der Frau Holle gedeihen nicht, das ist eine unfruchtbare Situation im Paradies – ein seltsames Bild. Im Grimm-Märchen muss das Mädchen auch dem Apfelbaum helfen, die Früchte müssen geerntet werden. Übernimmt ein Mensch, der "lange genug auf der Erde gelebt" hat, nun eine "himmlische" Aufgabe? Der Tod wird ausgeschickt, um die Alte für diesen Dienst zu holen. Sie mag noch nicht die Erde verlassen. Aus anderen Märchen kennen wir das Motiv der Unordnung, in die die Erde gerät, wenn der Tod durch eine List festgehalten wird und seine Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gleichgewicht ist dann gestört.

Auf heitere Art erzählt uns das Märchen, dass es wohl nicht darauf ankommt, ob wir noch Lust zum Leben haben, wenn wir im Jenseits "gebraucht" werden. Der Blick durch den Spalt der geöffneten Paradiespforte ist uns sicher auch nicht immer gewährt. So mag es sein, dass wir uns eine Weile töricht weigern, mit "nach oben" zu kommen, wo wir wieder "jung und schön" gemacht werden und durch die Berührung der Todes- und Lebensgöttin eine neue Aufgabe bekommen. Ein stärkendes Bild: Wer lange genug auf der Erde gelebt hat, kann vielleicht seinem Tod sinnvoll entgegen leben.

Friday, November 09, 2007

Asushunamir - in Licht gekleidet

Asushunamir wurde von Enki erschaffen, um Inanna vom „Land ohne Rückkehr“ zu retten. Inanna, der Königin des Himmels, wurden große Geschenke von Enki dem Weisen gegeben: Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe, die heiligen Frauen und die Frucht der Rebe. Das Geschenk, das sie vor dem Tod errettete, schuf Enki vom Schmutz unter seinen Fingernägeln. Ein Wesen des Lichts, Asushunamir genannt. Er/Sie, dessen Gesicht leuchtend ist, so schön, Asushunamir, Er/Sie gekleidet in Sterne, männlich und weiblich, Begleiter der Inanna, Asushunamir.

Der Bann von Ereshkigal, der Königin der Toten, konnte dieses strahlende Geschöpf nicht besitzen. Dennoch wurde sie durch die Schönheit Asushunamirs bezaubert, bewegt durch seine/ihre Stimme, amüsiert durch seinen/ihren Tanz.

Ereshkigal befahl ein großes Fest zu seiner/ihrer Ehre abzuhalten; der beste Wein, das feinste Fleisch, die kostspieligsten Früchte. Ereshkigal träumte davon, dieses schöne Geschöpf in ihr Bett zu nehmen, und ihn/sie für immer bei sich zu behalten im Land der Toten.

Aber Asushunamir gab Acht, den Wein auf den Fußboden zu gießen und keine Nahrung zu essen, die von den Bediensteten von Ereshkigal bereitet worden war. Als die Königin der Toten vom Wein berauscht war, fragte Asushunamir, ob er/sie das Wasser des Lebens schmecken könne, welches verschlossen im Keller aufbewahrt wurde.

Dies war das Wasser, von dem Enki gesprochen hatte als Asushunamir in die Welt kam; das Wasser, mit dem man besprenkelt werden muss, um durch die sieben Tore von Irkalla zu schreiten, das Wasser ein Leben auf Erden zu erneuern.

Ereshkigal rief aus, "Namtar, hol den Krug mit dem Wasser des Lebens. Ich bewillige den Wunsch dieses bezaubernden Geschöpfs."

Später, als Ereshkigal in einen tiefen Schlaf fiel, ging Asushunamir zur lichtlosen Zelle, wo Inanna, die Gefangene, sterbend lag. Er/Sie besprenkelte Inanna mit dem Wasser des Lebens und, als die Tropfen auf ihren trägen Körper fielen, atmete Innana leicht wie ein Kind atmen mag und erwachte dann.

Schön und erneut mit der Energie des Lebens durchflossen, ging Innana schnell durch die sieben Tore von Irkalla, stieg wieder hinauf zur Erde und veranlasste die Blumen zu wachsen und erneuerte das Grünen der Bäume.

Die Menschen kehrten zurück zu ihrem Pflanzen, zu ihrem Spinnen, zu ihrer Herstellung des Weins, zu ihrem Liebe machen und zu ein großes Fest wurde zu Ehren der Rückkehr von Inanna abgehalten.

Asushunamir war das Glück nicht so hold. Ereshkigal erwachte, während er/sie sich dem siebtem Tor näherte, und weder seine/ihre Schönheit noch sein/ihr Charme, noch sein/ihr Tanzen oder Lieder, konnten die Leidenschaft auslöschen, die sich in Hass verwandelt hatte.

``Die Nahrung der Gosse sollst du essen“ schrie Ereshkigal, jedes ihrer Worte ein Fluch. ``Das Wasser der Kanalisation soll dein Getränk sein. In den Schatten sollst du bleiben, verachtet und gehasst sogar von deinen Verwandten“, Nachdem sie den Fluch ausgesprochen hatte, verbannte Ereshkigal Asushunamir.

Als Inanna vom Fluch erfuhr, der auf Asushunamir geladen worden war, weinte sie und sprach weich, so dass niemand sie hören konnte. ``Die Kraft von Ereshkigal ist groß. Niemand traut sich, sie herauszufordern. Dennoch kann ich ihren Fluch auf dich erleichtern, so wie der Frühling kommt, um den Winter zu verbannen.

Diejenigen, die wie Du sind, meine assinnu und kalum und kugarru und kalaturru, Geliebte der Männer, verwandt meinen heiligen Frauen, sollen Fremde in ihren eigenen Häusern sein. Ihre Familien werden sie in den Schatten halten und ihnen nichts überlassen. Die Betrunkenen werden sie schlagen und die Mächtigen werden sie einsperren.

Aber, wenn ihr euch an mich erinnert, wie ihr vom Licht der Sterne geboren wurdet, um mich zu retten, und durch mich die Erde, von Dunkelheit und Tod; dann werde ich dich und deine Art beherbergen.

Ihr sollt meine bevorzugten Kinder sein und ich werde euch zu meinen Priesterinnen machen. Ich werde euch die Gabe der Weissagung, die Weisheit der Erde und des Mondes und von allem, was sie regieren, verleihen. Und Ihr sollt die Krankheit von meinen Kindern verbannen, so wie du selbst mich aus den Fängen Ereshkigals befreit hast.

Und wenn ihr euch in meine Roben kleidet, werde ich in euren Füßen tanzen und in euren Kehlen singen. Kein Mann wird in der Lage sein, eurer Verzauberung zu wiedererstehen.

Wenn der tönerne Krug aus Irkalla gebracht wird, werden in den Wüsten Löwen springen, und ihr werden vom Bann der Ereshkigal befreit sein.

Und erneut wirst du Asushunamir genannt werden, ein Geschöpf in Licht gekleidet. Deine Art soll genannt werden: Deren Gesichter leuchtend sind, Die gekommen sind, das Licht zu erneuern, Die Gesegneten der Inanna.

Tuesday, October 03, 2006

Arte-tv

Dienstag, 3. Oktober 2006 um 21:35
VPS : 21.35
Wiederholungen :
04.10.2006 um 16:05
Das Geheimnis der Buschleute
Deutschland / Australien / Suedafrika 2006, Erstausstrahlung
Regie: Rehad Desai


Der Filmemacher Rehad Desai begleitet in seinem Dokumentarfilm Jan van der Westerhuizen, einen der letzten traditionellen Heiler der Khomani San, einem Volk im Süden Afrikas, in die Kalahari. Hier wächst der Hoodia-Kaktus, dessen Extrakt appetitzügelnd wirkt. Seine schonende Vermarktung könnte dem Volk der Khomani San das Überleben ihrer Kultur sichern.


ZDF © Karl Rutins

Bietet der millionenschwere Markt für gewichtsreduzierende Mittel den Buschmännern der Kalahari eine Chance zur Verbesserung ihrer Lebenssituation? Der südafrikanische Filmemacher Rehad Desai bricht mit seiner Kamera in die Kalahari auf, um die Khomani San in einer Zeit zu begleiten, in der ihre traditionelle Kultur, die seit Jahrhunderten durch koloniale Ausbeutung an den Rand der Existenz gedrängt wurde, für immer verloren zu gehen droht. Die Buschleute sind Jäger und Sammler, sie durchwanderten einst die Weiten der Kalahari. Dabei erwarben sie einen außergewöhnlichen Wissensschatz über Flora und Fauna der Wüste und entwickelten daraus verschiedene Heilverfahren mit Kräutern und Pflanzen. Die global agierende Pharmaindustrie kennt den Wert dieses Wissens und beschäftigt weltweit so genannte Bioprospektoren, die auch als "Goldgräber der Medizin" bezeichnet werden, um sich traditionelles Wissen um die Heilkraft der Natur anzueignen. Die Wirksamkeit des Hoodia-Kaktusses blieb ihnen dabei nicht verborgen. Der Dokumentarfilm stellt Jan van der Westerhuizen vor, einen der letzten traditionellen Heiler der Khomani San. Er präsentiert den Hoodia-Kaktus, einen Appetitzügler, den die Khomani zu sich nahmen, um in schwierigen Zeiten ihren Hunger zu unterdrücken. An ihn knüpfen die Buschleute nun große Hoffnungen. Hoodia-Produkte werden inzwischen weltweit vermarktet. Allerdings scheint nicht in jeder Packung, auf der Hoodia steht, auch Hoodia drin zu sein. Die Hoodia-Pflanze verweigert sich der Massenverwertung. Sie ist rar und wächst langsam. In einem lange währenden Rechtsstreit haben die Khomani als erste Volksgruppe jetzt erfolgreich durchgesetzt, an einem Gewinn durch den Wirkstoffextrakt P57 beteiligt zu werden. Liegt hier die Rettung für eine alte Kultur?

Saturday, August 12, 2006

Anlässlich der Eröffnung des "Musée du quai Branly" in Paris zeigt ARTE die achtteilige Dokumentationsreihe "Kunst und Mythos" über so genannte "primitive Kunst". Jeder Beitrag widmet sich einem charakteristischen Kunstobjekt einer bestimmten Kultur, zeigt wie es hergestellt wird und welche Bedeutung ihm beigemessen wird. Außerdem geht die Reihe der Frage nach, welchen Einfluss die Objekte auf die westliche Welt ausübten. Die siebte Folge von Kunst und Mythos untersucht ein geheimnisvolles Bildnis von den Marquesas-Inseln. Die darauf abgebildeten schwarzen und rotbraunen Motive erinnern an Tätowierungen.


ARTE F © Musée du quai Branly/Patrick Gries

Die siebte Folge von "Kunst und Mythos" betrachtet das schematische Bildnis eines menschlichen Wesens, dessen Kopf sich als Relief abzeichnet. Der Gegenstand besteht aus einem Holzgerüst, das mit Rindenbaststoff, Tapa genannt, umspannt ist. Die schwarzen und rotbraunen Motive, die den Tapa bedecken, ähneln Tätowierungen. Das Bildnis stammt von den Marquesas-Inseln, doch über Funktion und Entstehungszeit ist nichts bekannt, und es gibt auch nur noch sehr wenige solcher Bildnisse. Früher waren die Marquesianer, Männer und Frauen, von Kopf bis Fuß tätowiert. Wer nicht tätowiert war, hatte keine Geschichte. Krieger, so heißt es, trugen auf diese Weise ihre Heldentaten zur Schau. Da im Zuge der französischen Kolonisierung Polynesiens das Tätowieren untersagt wurde, gerieten die Motive schließlich in Vergessenheit. Heutige Marquesianer vermuten, dass der Gegenstand Tabukraft besitzt.

Friday, August 11, 2006


Als nächstes gesellte sich Oshun, die Göttin der Sinnlichkeit, zu uns.

Es spricht die Göttin Oshun:

Oh, lass mich dich mit Schönheit beglücken,

damit deine Augen vor Freude tanzen,

lass mich dich mit Düften verführen,

damit deine Nase Lust einatmet,

lass mich deinen Geschmack reizen,

bis deine Zunge bebt,

lass mich dich mit Tönen verwöhnen,

die deine Ohren zum Singen bringen.

Lass mich deinen Körper berühren

mit der Musik eines Wasserfalls

und deine Schönheit veredeln

mit goldenem Schmuck, mit Honig und Parfum,

erst wenn du alles erlebt hast,

wenn all deine Sinne sich im Spiel erfreut haben,

erst, wenn dein Geist, der von den Sternen kommt,

und dein Körper, der von der Erde ist,

in Glückseligkeit verbunden sind,

wirst du wissen, was Sinnlichkeit ist!

Mythologie

Oshun, die brasilianische Macumba- Göttin des Wassers von Flüssen, Strömen, Bächen- ist für ihre Liebe zu schönen Dingen bekannt.

Sie liebt es sich zu schmücken, ganz besonders in den Farben Gold und Gelb.

Bei den für sie an Wasserplätzen gefeierten Ritualen wird sie mit Honig und Kupferpfennigen geehrt.

Ihre Halskette aus Kaurimuscheln symbolisiert ihr großes Wissen und ihre Kraft als Göttin der Weissagung.

Monday, July 24, 2006


Eine von vielen
Dokumentarfilm, Deutschland / Frankreich 2001, Synchronfassung, ZDF
Regie: Jo Béranger, Doris Buttingnol


Von 1879 bis 1970 wurden Kinder indianischer Familien auf Anordnung der kanadischen Regierung in Heime gesteckt oder zur Zwangsadoption freigegeben, um sie zu "zivilisieren". Der Film begleitet Sally Tisiga, eine junge indianische Frau, auf ihrer schmerzhaften Suche nach ihrer persönlichen Vergangenheit und der Vergangenheit ihres Volkes.


ZDF © Privatfoto Sally Tisiga

Fast 100 Jahre lang - von 1879 bis 1970 - wurden Kinder indianischer Familien auf Anordnung der kanadischen Regierung zur Adoption freigegeben oder in Internate gesteckt und dort erzogen. Kanada folgte damit dem Beispiel der Vereinigten Staaten. Eine "beschleunigte Zivilisation" sollte stattfinden. Ziel war es, Einfluss auf das Leben in den Reservaten ausüben zu können. Mit missionarischem Eifer suchten Lehrbeauftragte und Vertreter der Kirchen Umerziehungsmaßnahmen durchzusetzen. Die Kinder wurden so früh wie möglich von ihren Eltern getrennt, um die besten Erfolge zu erzielen. Den Eltern wurde mit Gefängnisstrafen gedroht, wenn sie sich den Anordnungen widersetzten. Geprägt von christlichen Moralvorstellungen fand eine gründlich durchdachte Umschulung statt. Nur seltene und kurze Treffen mit ihren Familien waren erlaubt, so dass es bald keine Verständigungsbasis zwischen den Kindern und ihren Eltern mehr gab. In den Adoptivfamilien und besonders in den Heimen wurden die Kinder und Jugendlichen misshandelt und oft sexuell missbraucht. Sie waren Menschen zweiter Klasse, heimat- und wurzellos, sie wussten nicht, wohin sie gehörten und wer sie waren. In den 60er Jahren wurden die Schulen endlich geschlossen, da diese Institutionen zunehmend in die öffentliche Kritik gerieten. Einige Richter sprachen von einem "kulturellen Völkermord". So kam es, dass Hunderte von jugendlichen Indianern plötzlich auf der Straße standen, niemand fühlte sich verantwortlich für ihre Zukunft. Der Film begleitet Sally Tisiga, eine junge indianische Frau und Mutter aus dem Reservat von Lower Postin Yukon. Sie war vier Jahre alt, als sie auf polizeilichen Befehl von ihrer Mutter getrennt und aus dem Reservat abtransportiert wurde, gemeinsam mit vielen anderen Kindern. 1992 begann sie nachzuforschen und ihre Familie zu suchen - eine lange und schmerzliche Reise, die von der Vergangenheit über die Gegenwart bis in die Zukunft geht. Sie hat eine Initiative gegründet, ein Informationsnetzwerk, das sie mit dem Camping-Wagen in viele abgelegene Gebiete führt. Sallys Reise zeigt auf allen ihren Abschnitten und Stationen auf, wie sehr der Verlust der eigenen Kultur, der eigenen Identität, tiefes Leid über ihr Volk gebracht hat. Aber auch, wie Hoffnung, das Heilen der seelischen Wunden notwendig ist, besonders für die künftigen Generationen.

Saturday, May 13, 2006


Die Welt der Maya

Maya: das klingt nach Altertum, Geheimnis, Vergangenheit. Aber die Kultur der Maya ist nie untergegangen. Sie ist höchst lebendig. Über 8 Millionen Nachfahren der Bauherren grandioser Tempel- und Pyramidenanlagen leben heute im Süden Mexikos, in Guatemala und Belize.
Am Atitlan-See im guatemaltekischen Hochland verehren die Menschen "Maximon", eine bunt angezogene Puppe: ein Heiliger, in dem sie die Wiederverkörperung eines alten Maya-Gottes sehen. Eine Gottheit, die immer eine brennende Zigarre im Mund haben muss, der die Pilger zudem Schnaps und Geld als Opfergaben darbieten. Auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan, dem Ursprungsland der Maya praktizieren Schamanen ihre jahrhundertealte Heilkunst, sind spirituelle und religiöse Führer. Im Bergland von Chiapas pflegen Frauen die Webkunst weiter. Die Gewänder und Trachten sind von hoher künstlerischer Qualität und unverzichtbar für die indianische Identität. Die Märkte ein Farbenrausch.

Maya: das heißt fortlebende Tradition. Auch wenn der Alltag oft von Armut und Unterentwicklung geprägt ist. Die junge Generation der Maya ist selbstbewusst und will die eigene faszinierende Kultur bewahren und fortentwickeln.

Sunday, April 23, 2006





Magische Welten: Shangri La - Spurensuche in Tibet

Relikte der Bönreligion

Uralte Weltanschauung in Tibet

In der Ferne, am Horizont beginnt Tibet, eine andere Welt. Liegt irgendwo in dieser Gebirgswüste Shambala, der Sehnsuchtsort von Abenteurern und Gläubigen? Der Lama des Yalbang Klosters hat Baumann von einer Prophezeiung berichtet.

Gleichgültig ob Shambala ein Ort irgendwo auf diesem Planeten ist oder nicht, er kann nur von denen gesehen werden, deren Geist rein ist. Die Suche nach Shambala ist eine Prüfung für Geist und Körper.

Der Weg führt durch eine majestätische, lebensfeindliche Bergwelt. Die dünne Höhenluft macht selbst den robusten Yaks zu schaffen. Jeder Schritt kostet hier Willenskraft.

Spirituelle Einheit

Schamanistische Symbole - Yakschädel - sollen die Anwesen im Tal vor Dämonen beschützen. Die Hochebene liegt 4000 Meter über dem Meeresspiegel. Der heilige See Manasarovar bildet mit dem Kailash eine spirituelle Einheit. Bruno Baumann und seine Sherpas steigen in geländegängige Fahrzeuge um. Auf der Hochebene müssen große Distanzen überwunden werden.

Das Kloster Chiu Gompa

In der Nähe des Sees liegt Chiu Gompa. Ein Kloster, das die Geschichte Tibets verändert hat. Hier hat Padhmasambava meditiert und gelehrt, der Mönch, der die Tibeter zu Buddhisten machte. Wenn Bruno Baumann etwas über Shambala erfahren kann, dann in diesem Kloster. Denn von diesem Zentrum des Wissens verbreitete sich der Buddhismus in Tibet. Der Lama verrät ihm, das Shambala das Paradies des Guru Rimpoche ist und weiter westlich liegt

Vorbuddhistischer Glaube

Guru Rimpoche ist der Ehrenname Padhmasambavas. Guru Rimpoche bedeutet: erhabener Lehrer. In einer Höhle des Klosters soll der buddhistische Missionar meditiert haben. Hier hat er die Bergdämonen besiegt, die den Ort bis zu seiner Ankunft beherrschten. So überliefert es die Legende. Mythen über gewonnene Kämpfe mit Zauberern und Dämonen begleiten Guru Rimpoche. Sind sie Hinweise auf geschichtliche Ereignisse, Auseinandersetzungen, Glaubenskriege? Beim siegreichen Kampf mit den Dämonen soll Guru Rimpoche einen Fußabdruck hinterlassen haben. Aber auch von Dämonen finden sich überall Spuren. Halbmond und Sonne, direkt vor der Höhle. Sie waren wichtige Symbole des alten, vorbuddhistischen Glaubens - und wurden wohl gerade deshalb von der neuen Religion übernommen.

Der Fußabdruck von Guru Rimpoche

Bis heute sind diese Glaubensvorstellungen in den Nomadenvölkern lebendig. Sie gehören zu ihrer angestammten Lebensart als Viehzüchter, die sich seit Jahrtausenden nicht verändert hat. Die wichtigste Schrift des tibetischen Buddhismus, die Kalachakra-Einweihung, ist auf geheimnisvolle Weise mit Nomadenmythen verwoben. Wie viel altes, schamanistisches Wissen ist in dem heutigen spirituellen Gedankengut bewahrt?

Legendäres Großreich

Der Kailash, seit Urzeiten heilig, ist das Ziel für Pilger aus vier Glaubensrichtungen. Buddhisten, Hindus, Jainisten und die Anhänger der Bön, einer uralten animistischen Weltanschauung in Tibet. Eine beseelte Natur braucht Vermittler zwischen Menschen und Geistern: die Schamanen. Diese Zauberer wanderten mit den Urtibetern aus Zentralasien ein. Bön wurde zur Religion eines legendären Großreiches, dessen Priester, die so genannten Bönpos, große Macht hatten. Viele Elemente ihrer Spiritualität sind den zentralen Lehren des nachfolgenden Buddhismus verblüffend ähnlich.

Bön-Schrift auf einem Felsen - sie hat ihre Schöpfer lange überdauert.

Es war ein Reich mit eigener Kultur, eigener Schrift. Eine Welt, in der die gesamte Natur beseelt war. Die Bönpriester beschworen Tiergeister mit Tänzen, die bis auf den heutigen Tag aufgeführt werden. Geheimnisvolle Überreste des alten Volksglaubens.

Darboche, der Lebensbaum, die Weltachse, wird jedes Jahr neu aufgerichtet. Auch das ist ein Erbe des Bön. Heute verbindet dieses Ritual Buddhisten mit den letzten Anhängern der animistischen Anschauung

Bestattung zur Bön-Zeit

Ein weiteres Relikt der alten Bönreligion am Kailash ist der so genannte Vajrajoghini Friedhof, ein flacher Felsen, an dem die sterblichen Überreste des Menschen der so genannten Himmelsbestattung überantwortet werden. Diese Art der Bestattung stammt aus der Bön-Zeit. Die Himmelsbestattung hat aber auch praktische Gründe im Tibet. Die Erde ist monatelang gefroren, es gibt kein Holz, um die menschlichen Überreste zu verbrennen, deshalb wird der Körper zerlegt und den wilden Tieren gewissermaßen als letztes Opfer dargeboten. Und der fliegt dann sozusagen im Bauch der Vögel gegen den Himmel

Rund um den Kailash haben Pilger Manisteine hinterlassen, ähnlich den Gebetsfahnen mit heiligen Sätzen oder Silben beschriftet. Zeugnisse der tiefen Spiritualität der Pilger. Den Sechstausender umgibt eine magische Aura, der man sich nicht entziehen kann. 53 Kilometer zieht sich der Pilgerweg um "das große Schneejuwel", wie der Berg von den Gläubigen liebevoll genannt wird. Für sie ist der Riese Mittelpunkt der Erde.

Verzaubert vom Kailash

Auch der damals weltberühmte russische Künstler Nicholas Roerich war verzaubert vom Kailash. Und konvertierte zum Buddhismus. Er unternahm mehrere Expeditionen, malte und schrieb ein Buch über seine Reise nach Shambala. Roerich wurde für den Friedensnobelpreis nominiert. Der Roerich Pakt zum Schutz von Kulturgütern in Kriegszeiten wurde 1935 im Weißen Haus von Roosevelt und Repräsentanten 20 weiterer Nationen feierlich unterzeichnet. Roerich schuf im Abendland den Mythos, der in Buch und Film später Shangri La genannt wird.

Das Kloster Nyenpo

Der russische Künstler hat auch das Nyenpo Kloster direkt am heiligen Berg besucht. Deshalb hofft Bruno Baumann, hier weitere Hinweise über Shangri La oder Shambala zu erhalten. Der Lama verspricht Hilfe, er könne ihm etwas sehr Altes, sehr Wertvolles zeigen. Er führt Baumann in eine Nebenkammer des Heiligtums. Dort erwartet ihn eine Sensation. Uralte Bön Masken zeigen Disen Latsen, den Schutzgott des Kailash, bevor die Buddhisten kamen. Auch Dormas, Geisterfallen, sind zu sehen. Weiß der Hüter etwas über den Weg nach Shambala? "Haltet euch Richtung Nordwesten", flüstert der Mönch Baumann zu. Die Expedition folgt seinem Rat. Doch je näher Baumann der Lösung des Rätsels kommt, desto vager werden die Hinweise.

Beweis für die Heiligkeit

Am Kailash entspringen vier der größten Flüsse Asiens: Indus, Bramaputhra, Ganges und Sutlej. Für die Pilger ein Beweis für seine Heiligkeit, ein Beleg, dass hier das Zentrum der Welt ist. In der Mythologie symbolisieren Tiermäuler die Quellen. Wie die Speichen eines Rades fließen Indus, Bramaputhra, Ganges und Sutlej vom Kailash weg.

Thursday, April 20, 2006

Michelangelo Buonarotti, die Genesis, die Sixtina und seine Ansichten.












Saturday, April 08, 2006

Samstag, 8. April 2006 um 20:40
VPS : 20.40
Wiederholungen :
09.04.2006 um 14:00
15.04.2006 um 12:00

Von Petra bis Hegra
Dokumentation, Frankreich 2003, ARTE F
Regie: Bernard George


Erst im Jahr 1997 gaben die saudi-arabischen Behörden einem wissenschaftlichen Expeditionsteam die Erlaubnis, die antike Wüstenstadt Medaïn Saleh zu erforschen, die unter den Nabatäern Hegra hieß. Die Dokumentation präsentiert zum ersten Mal die wertvollen Fundstücke. Deutlich wird, dass Hegra unter den Wüstenstädten einst eine ähnlich große Bedeutung gehabt haben muss wie das jordanische Petra.


ARTE F © Guy Ferrandi

In der unwirtlichen Landschaft der saudi-arabischen Hedjâz-Ebene stießen Archäologen im 19. Jahrhundert auf die sagenumwobene Totenstadt Medaïn Saleh. Einst war die Oase der letzte Stützpunkt für die mit Gewürzen, Weihrauch und Myrrhe beladenen Kamelkarawanen auf ihrem Weg ins "glückliche Arabien" - das heutige Jemen - und zu den Häfen des Mittelmeerraums. Doch bis die wahre Bedeutung der Wüstenstadt erkannt und sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, vergingen noch 170 Jahre. Erst 1997 gaben die saudi-arabischen Behörden einem Wissenschaftlerteam die Erlaubnis, das Geheimnis um die Stadt Medaïn Saleh, dem alten nabatäischen Hegra, zu lüften.
Die Dokumentation macht die kulturellen Reichtümer, die sich vor den Augen der erstaunten Forscher in der Totenstadt auftaten, zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich. Gut erhaltene Gräber und zahlreiche Kultstätten lassen erahnen, dass Hegra der berühmten jordanischen Königsstadt Petra in nichts nachstand.


Das kleine Extra

Gonur Tepe, Medaïn Saleh und Nowgorod waren einst weltbekannte Kultur- und Handelszentren, doch heute sind sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Sandstürme und Eroberungen sind über sie hinweggefegt und haben ihre Geheimnisse teils Jahrtausende lang im Erdreich eingeschlossen. Erst seit einigen Jahren bemühen sich Archäologen, dem Leben der vergessenen Metropolen mit Spaten und Pinsel auf die Spur zu kommen. Dabei befördern sie oft Unglaubliches zu Tage, wie im russischen Nowgorod, wo das Erdreich Tausende privater Briefe frei gibt. Im September und Oktober zeigt ARTE in der Reihe "ARTE gräbt aus", wie sich an den Ausgrabungsstellen im Nordosten Russlands und in der saudi-arabischen und der turkmenischen Wüste Schicht für Schicht die Kultur vergessener Völker erschließt.